Christus treibt Teufel aus - der Kampf des Christen um ein heiliges Leben
Christus hat den Großteil Seiner öffentlichen Lehrtätigkeit in Galiläa verbracht. Anfangs hingen die Herzen der einfachen Menschen sehr an Ihm. Doch das sahen die Pharisäer, die erklärten Feinde Christi, mit Argwohn; darum versuchten sie alles, um zwischen Jesus und das Volk einen Keil zu treiben.
Sie untergruben offen Sein Ansehen als Wundertäter und Gottgesandter.
Doppeltes Wunder und Unglaube
Eines Tages war Er wieder in Seine Stadt gekommen und wohnte wie gewöhnlich im Hause des Petrus. Bald war eine große Volksmenge im Hof versammelt. Die Pharisäer hatten sich eingefunden, um Jesus zu beobachten. Man brachte vor Jesus einen Besessenen, der stumm war. Jesus wirkte ein doppeltes Wunder: Er trieb den Teufel aus und machte den Stummen reden. Das gläubige Volk staunte über dieses Wunder. Doch die Pharisäer setzten den Wert des Wunders herab und sprachen abfällig: Der hat diese Heilung und Teufelsaustreibung nicht mit Hilfe Gottes gewirkt, sondern Er steht im Bunde mit dem Teufel. Mit Hilfe des Obersten der Teufel treibt Er die bösen Geister aus.
Verteidigung seines messianischen Auftrags
Jesus war stets geduldig mit den Schwächen der Menschen. Aber diese Anschuldigung richtete sich direkt gegen Sein messianisches Amt. Deshalb hielt Jesus eine längere Verteidigungsrede, aus der uns das Evangelium nur einige Gedanken wiedergibt. Er antwortet: Ihr behauptet, ich treibe mittels des Obersten der Teufel die bösen Geister aus. Da antworte ich euch: Der Teufel ist nicht so dumm wie die Menschen. Diese sind uneins und streiten sich. Sie bedenken nicht die Folgen der Zwietracht. Für sie gilt, wo zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Der Feind hat dann ein leichtes Spiel und nimmt ihnen womöglich alles. Nein, im Teufelsreich herrscht Einigkeit im Bösen. Dort sind alle Kräfte gebündelt. Ich treibe also nicht mit Hilfe des einen Teufels andere Teufel aus. Vielmehr treibe Ich die Teufel durch den Finger Gottes, das heißt mit Hilfe Gottes aus. Und das gerade ist der schlagende Beweis, dass Ich der Messias bin und dass das Reich des Erlösers zu euch gekommen ist. Jede Teufelsaustreibung ist ein Sieg Gottes über die Hölle.
Um den Sinn dieser Worte noch besser zu erläutern, erzählt Jesus ein Gleichnis, das dem Lebensalltag Seiner Zuhörer entlehnt ist. In Palästina treiben die Beduinen ihr Räuberunwesen. Jeweils der Stärkste bringt einen Bezirk unter seine Herrschaft. Er hat ein Versteck, eine Höhle, und dort stapelt er die Beute und seine Waffen. Er ist der Herr der Gegend und niemand widersteht ihm. Doch es kann vorkommen, dass ein stärkerer als er diese Gegend besetzen will. Dann überwindet der Stärkere den anderen, erobert seine Burg und entwaffnet ihn. Gerade die Teufelsaustreibungen bewiesen die Sendung Christi und dass Er der Stärkere ist. So stark, dass Er den Teufel überwand.
Der Teufel und Christus
So ist es auch der Fall zwischen Christus und dem Teufel. Der Teufel hatte bisher die Erde unter seiner Herrschaft. Niemand machte ihm das Feld streitig; er war, wie Christus selbst sagt, der Fürst der Welt. Er war im Frieden. Jetzt aber kommt der Erlöser. Und dieser ist stärker als er. Er wird den Teufel überwinden, ihm seine Waffen nehmen und die Menschen freikaufen.
Warnung der Sorglosen
Allerdings gibt Jesus auch eine Warnung: Sorglosigkeit gegen den Teufel ist auch jetzt noch sehr gefährlich. Wenn der Teufel aus einem Haus ausgetrieben ist, so kann es vorkommen, dass er mit sieben schlimmeren Geistern zurückkehrt und dann wieder einzieht, falls man nicht wachsam ist.
Selig, die das Wort bewahren
Doch unser Evangelium hat einen versöhnlichen Schluss: Eine gläubige Frau sieht in Christus einen Gottgesandten oder gar den Erlöser. Und sie preist die Mutter Jesu glücklich, einen solchen Sohn zu haben. Darum ruft sie laut in die Volksmenge hinein: Selig der Leib, der Dich getragen hat und die Brust, die Dich genährt hat! Jesus, der in dieser Situation nur an das Gottesreich denkt und nicht an Seine irdischen Verwandten, Er sagt: Das mag schon richtig sein, dass Meine Mutter selig zu preisen ist; doch darüber will ich jetzt nicht sprechen; vielmehr, selig sind die, welche geistig mit Mir verbunden sind. Und das sind die, die das Wort Gottes hören und es im Leben bewahren. Diese brauchen nicht zu fürchten, dass sieben schlimmere Teufel in ihre Seele eindringen werden.
Praxis der Urkirche
Wir wollen uns fragen, was uns die Liturgie des dritten Fastensonntags mit diesem Evangelium sagen möchte. Dazu kehren wir zur Praxis der Urkirche zurück. Wie bekannt, hat sich die Kirche in der alten Zeit während der Quadragesima insbesondere mit zwei Ständen befasst: mit den Taufschülern und mit den Büßern. Die Katechumenen sollten zu Ostern getauft werden. Vierzig Tage lang wurden sie intensiv auf den Empfang des Sakraments vorbereitet. Mit dem heutigen Sonntag begann ein neuer Abschnitt in ihrer Vorbereitung. Sieben Mal wurden sie ab jetzt bis zu ihrer Taufe geprüft und es wurde festgestellt, ob sie würdig sind. Und sieben Mal wurden sie den heiligen Beschwörungen unterzogen, durch die sie der Gewalt des Teufels entrissen wurden. Die Beschwörungen hießen Exorzismen und werden heute noch von der Kirche angewendet, zum Beispiel im Taufritus. Auf diese Exorzismen spielt das Evangelium an, das von der Heilung des Besessenen redet.
Unser Leben ist ein Kampf
Doch auch für uns, die wir schon längst getauft sind, will das Evangelium eine wichtige Botschaft verkünden. Zuerst stellt es fest, dass dieser Entscheidungskampf auch in unserer Seele tobt. Solange wir leben, werden Christus und der Satan in unserem Herzen um die Herrschaft ringen. Jede Fastenzeit soll das Leben Christi in uns vollenden und befestigen. Wo wir von diesem Kampf der Geister überzeugt sind und wissen, dass dieses Gleichnis vom Starken und vom noch Stärkeren mitten in unserem Alltag Realität ist, werden wir bewusster leben.