Buchbesprechung: Ehen im Gewitter – geistlicher Aufbau im Sturm
Von Dorothea und Wolfgang Koch
Dieses Geheimnis ist groß, ich aber deute es im Hinblick auf Christus und die Kirche (Eph 5,32). Wenn die katholische Ehe die Liebe zwischen Christus und seiner Kirche sakramental darstellt und in die Herzen der Eheleute eingießt, verwundert es dann, dass gerade Eheleute in der gegenwärtigen Passion der Kirche leiden, sie vom Gewittersturm unserer Zeit besonders erfasst sind?
Schon lange gilt die Hirtensorge von P. Ludger Grün FSSPX der Gesundung der katholischen Ehe, der Keimzelle kirchlichen und gesellschaftlichen Lebens. Wie kann das Ehesakrament wieder wirksam werden, um die Eheleute und das Familienleben zu heiligen? Pater Grüns zweites Ehebuch, das seiner Seelsorge erwachsen ist, möchte ‚Ehen im Gewitter‘ stärken und zu wahrem Eheleben ermutigen.
P. Ludger Grün FSSPX. Ehen im Gewitter. Sarto Verlag,
Bobingen, 2020, 96 Seiten, ISBN 978-3-96406-026-6.
Warum lohnt die Lektüre?
Eheleute, die Pater Grüns Seminare kennen, werden dieses Buch sehr gerne lesen. Von neuem wird es ihren Willen stärken, sich und ihre Familien von der sakramentalen Kraft ehelicher Liebe umwandeln zu lassen.
Wenn aber nicht, erfahren Eheleute vielleicht zum ersten Mal, wie sehr unser Herr um die Realitäten weiß und ihre Mühen im Alltag anerkennt. Wie in einem Spiegel erkennen sie aber auch, was alles „schiefgeht“ und warum, welche Haltungen es sind, die vielleicht schon seit Jahren wie Asche das Feuer ehelicher Liebe zu ersticken drohen. Was stünde am Ende, wenn es immer so weiterginge?
Vor allem aber zeigt dieses Buch Wege zur Heilung, derer auf die eine oder andere Weise alle Eheleute bedürfen. „Wir haben nicht die leiseste Idee“, lautet der letzte Satz des Buches, „wie überraschend groß der Lohn der Ehepaare ist, die hier auf Erden schon die Liebe des ewigen Brautpaares feiern und verherrlichen, die im Himmel für immer genossen und gefeiert wird!“
Worauf antwortet das Buch?
Heute gilt die Spendung der Kommunion an „Wiederverheiratete“ als „pastoral“. Als Lebenswirklichkeit droht die unauflösliche Ehe zu verschwinden. Aber ist dieses „Modell des Geschlechterverhältnisses“ auch von gläubigen Katholiken überhaupt realisierbar? Genau hier setzt die Hirtensorge dieses Buches an, das die verschüttete Kraft des Ehesakraments im Alltag freilegen möchte.
Massive Defizite der Verkündigung waren Ursachen, die dem Zerfall kirchlichen Lebens nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil vorangingen. Schon 1952 notiert Kardinal Frings „Dem tatsächlichen Einfluss der katholischen Kirche entspricht nicht mehr die glaubensmäßige Substanz. […] Der Laisierung der Herzen wird – auf Dauer – die Laisierung der Verhältnisse entsprechen.“ Typisch war eine wenig seelsorglich geprägte, auf die Glaubensverkündigung kaum Wert legende Haltung.
Besonders verheerend war die Wirkung für das Verständnis des Ehesakraments, mit fatalen Folgen für die nächste Generation. Viele Jungverheiratete, die sich durchaus religiös gebunden fühlten, trennten Kirche und Ehe in der Praxis voneinander: „Die Trennung wird vor allem dadurch vollzogen, dass man ein relativ sakramentloses religiöses Leben führt“ [Großbölting. Der verlorene Himmel. Glaube in Deutschland seit 1945]. Seit den 1950er Jahren habe die Herauslösung der Ehe und des Zusammenlebens von Mann und Frau aus der kirchlichen Begleitung und Ausdeutung begonnen.
Wodurch führt das Buch?
Die Heilige Schrift beginnt mit der Erschaffung des Menschen als Mann und Frau nach dem Bilde Gottes und schließt mit der „Hochzeit des Lammes“. Vom Anfang bis zum Ende spricht sie vom Geheimnis der Ehe, von ihrer Einsetzung im Paradies, von ihrem göttlichen Sinn und Ziel, von ihrer Verwundung durch die Sünde, vor allem aber von der Erneuerung ihrer paradiesischen Würde durch den Erlöser selbst und von ihrer Erhebung zum Sakrament als Weg zum ewigen Heil.
Inmitten dieses grandiosen Rahmens stellt Pater Grün sein Buch. Ein Buch hochfliegender Spekulation also? Weit gefehlt! Anhand von Beispielen aus jedermanns Leben zeigt Pater Grün praktisch die sakramentale Kraft des Ehebundes im Herzen des kirchlichen Lebens: „Am treffendsten würde man aber die Stellung der christlichen Ehe im Bunde Christi mit der Kirche bezeichnen, wenn man sie als eine Abzweigung oder Ausgliederung derselben darstellte [Scheeben. Die Mysterien des Christentums].
„Wären Engel eure Priester gewesen, meine Brüder, dann hätten sie nicht trauern können mit euch, keine Sympathie für euch und kein Mitleid mit euch empfinden, nicht herzlich mitfühlen und Nachsicht haben mit euch, wie wir es können.“ In dieser Haltung des heiligen John Henry Newman hat Pater Grün alle geschilderten Lebenslagen mit den Eheleuten durchlitten, vor dem Tabernakel oder im Beichtstuhl durchbetet, aber auch lebenserfahren mit theologischer Vernunft durchdacht.
Was bewirkt das Buch?
Den geknickten Halm wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen (Is 42,3). Realistisch und mit Hirtenliebe folgt Pater Grün dieser Maxime, die er dem Buch voranstellt. Sein Beispiel am Anfang zeigt, worum es geht: Wenn die Ehe ein Hausboot ist, in dem die Familie lebt, braucht es den Fluss, der es trägt: „Ehen sind dazu geschaffen, vom Strom der Gnade Gottes getragen zu werden. Sie sind nicht dazu gedacht, auf der Stelle zu treten, sondern sich zur ewigen Hochzeitsfeier DES Brautpaares forttragen zu lassen.“
Das große Bild, das alle Kapitel des Buches zur Einheit formt, ist der wahre Weinstock, Christus selbst, und unser Vater, der Weingärtner. „Gott kümmert sich um diesen Weinberg, denn er ist sein Werk. Denken wir nur an den Sturm des Heiligen Geistes, mit dem Gott an Pfingsten diesen Weinstock erfüllte.“ Knapp, prägnant und lebensnah behandelt Pater Grün vier Aspekte: Leben in Respekt und Liebe, Leben als Haupt und Leib, gemeinsame Liebe zu den Kindern, gemeinsames Gebet.
Jedes katholische Ehepaar wird durch dieses Buch bereichert und ermutigt, sich aber auch in bestimmten Aspekten wiedererkennen und sich bessern. Die Lektüre stärkt im Glauben, führt zu gemeinsamem Gebet, gibt Hoffnung und lässt die dreifache Frucht der ehelichen Liebe neu erblühen: „Liebe zu Christus, zur Kirche und zu den Kindern Gottes“.