Bischof Guy de Kerimel verbietet Tragen der Soutane

Quelle: FSSPX Aktuell

Msgr Guy de Kerimel

Ein fragwürdiges Verbot hat der Erzbischof von Toulouse ausgesprochen. Msgr. Guy de Kerimel hat in einem Brief an die Seminaristen seiner Diözese das Tragen des geistlichen Kleides verboten.

Der Brief könnte allerdings die Überschrift haben: „Der Klerikalismus ist der Feind!“, denn genau das lässt der Brief vermuten und ist so zwischen den Zeilen zu lesen. So schreibt Bischof Guy de Kerimel, dass er sich „angesichts einiger von euch [Seminaristen] in Soutane und Chorrock [während einer Firmungszeremonie]“ Fragen stelle, und fügt hinzu: „Ich wünsche nicht, dass die Seminaristen sich zu klerikal zur Schau stellen.“ Denn – so der Erzbischof – „diese zukünftigen Geistlichen […] vermittelten ein sehr klerikales Bild, das Ihrer Situation als Seminaristen, die gläubige Laien bleiben, nicht angemessen war.“  

Nach dem neuen Kodex des kanonischen Rechts von 1983 ist die Argumentation des Erzbischofs formal korrekt, da erst der Diakon zum Klerikerstand gerechnet wird. Doch historisch, spirituell und gemäß der Tradition der Kirche wird davon ausgegangen, dass Seminaristen sich von den ersten Momenten ihrer Ausbildung an vollständig dem Dienst an Gott widmen müssen. Diese Hingabe und die damit verbundene Trennung von der Welt wird besonders durch die klerikale Kleidung gekennzeichnet, die seit mehreren Jahrhunderten die Soutane ist. Sie markiert ebenfalls die Loslösung von allen Dingen und die Hingabe an Gott, ebenso wie das Ordensgewand. Und die Zeremonien der klösterlichen und klerikalen Tonsur, die mit römischer Genehmigung auch heute noch praktiziert werden. 

Doch all das soll nun nach Msgr. Guy de Kerimels Überzeugung überholt sein und auf dem Müllhaufen der Geschichte entsorgt werden: „Das Tragen der Soutane ist im Seminar nicht erlaubt; das ist das geltende Gesetz. Ich verlange daher, dass dieses Gesetz auch außerhalb des Seminars in der Diözese Toulouse gilt, einschließlich für Diakone.“ Denn für Bischof de Kerimel kommt das Tragen einer Soutane dem „Versuch gleich, in eine Figur zu schlüpfen“ oder auch dem Demonstrieren „einer sehr ausgeprägten Identität“. Was grundsätzlich richtig ist, doch was ist falsch daran, dass „der zukünftige Priester über Soutane und seine Gläubigkeit in seiner Heiligkeit, seinem Geist des Dienstes und der Qualität seiner pastoralen Beziehung identifiziert und anerkannt werden kann?“

Die Soutane markiert nämlich in der Tat die priesterliche Identität: Sie ist ein Kleidungsstück, das Entsagung und Demut ausdrückt und es ihrem Träger ermöglicht, sich vor Weltlichkeit und Vertrautheit zu schützen. Daraus eine Art „Paradigma des Klerikalismus“ zu machen, ist eine Beleidigung all der heiligen Persönlichkeiten, die dieses Gewand gepriesen haben und es auch getragen haben. Doch das scheint dem Bischof von Toulouse egal.  

Natürlich macht das Ordenskleid weder den Mönch noch den Kleriker oder den Seminaristen, aber es markiert die Verbundenheit und die Hingabe an eine Berufung. Es erinnert den Seminaristen oder den Priester – wie auch die Gläubigen – ständig an die Aufgabe, mit der der Geistliche betraut ist. 

Der geistliche Autor Louis Tronson (1622–1700) hat in seinem „Traktat über die heiligen Weihen“, einem Klassiker der französischen Schule der Spiritualität, geschrieben: „Der Kleriker, der die schwarze Soutane trägt, drückt damit die Gesinnung seines Geistes aus und den Wunsch, sein ganzes Leben lang in Demut zu leben und in allem 'von den Füßen bis zum Kopf' geistlich zu sein.“  

Dies ist der Geist der Kirche, der oft von den Päpsten in Erinnerung gerufen und im kanonischen Recht wiederholt wird. Das Beharren des Toulouser Bischofs auf den „neu-kanonischen“ Regelungen, wonach der Klerikerstand erst mit dem Diakonat beginnt und die Soutane erst nach dem Empfang dieser Weihe getragen werden darf, unterstreicht die Entsakralisierung des Priestertums und der Gesellschaft, die durch den neuen postkonziliaren Geist vermittelt wird. Niemand darf sich über die Folgen wundern.