Am Fest des hl. Nikolaus
Vorwort - Rundbrief der Marienritter vom Kostbaren Blut - P. David Köchli
Liebe Mitglieder des Marienritterordens,
Am 6. Dezember feiert die Kirche den beliebten heiligen Nikolaus, Bischof von Myra in Kleinasien. Er ist uns bekannt als grosser Wohltäter der Armen und Kleinen, so zum Beispiel durch seine Spende für die drei armen Mädchen, durch die sie in die Lage versetzt wurden, heiraten zu können und nicht in die Prostitution abzudriften. Das ist auch der Grund, warum wir bis heute das Brauchtum pflegen, dass der Samichlaus die Kinder beschenkt.
Der heilige Bischof hatte aber auch eine weniger bekannte Seite, die des energischen und unerschrockenen Verteidigers des Glaubens. Der Priester Arius hatte unter den Bischöfen des Osten eine grosse Anhängerschaft bzgl. seiner Irrlehre, Christus sei nicht gleichen Wesens wie der Vater, sondern von diesem geschaffen und es hätte eine Zeit gegeben, da der Logos nicht existiert habe. Christus sei nur gottähnlich, nicht gottgleich. Für diese Lehre musste sich Arius vor dem Konzil von Nizäa im Jahr 325 rechtfertigen. Im Laufe der Darlegungen des durchaus wortgewandten und vielfach unterstützten Arius erfasste den heiligen Nikolaus, der als Bischof von Myra am Konzil teilnahm, einen heiligen Zorn, sodass er dem Arius eine schallende Ohrfeige verabreichte.
Bei diesem Bild tritt uns natürlich sofort eine noch auffallendere Begebenheit in Erinnerung: Wie der Heiland am Tag seines Einzuges in die heilige Stadt Jerusalem beim Anblick des Gebarens der Händler und Geldwechsler im Tempel von einem derartigen Zorn ergriffen wird, dass er mit seinem Gürtel kurzerhand eine Geissel formt und all diese Händler, die im Haus Gottes ihren eigenen Geschäften nachgehen, hinaustreibt. Der Evangelist führt bei der Erzählung dieses Ereignisses das Schriftwort aus den Psalmen an: «Der Eifer für dein Haus verzehrt mich» (Ps 69,10; vgl. Jo 2,14-17).
Nach dem hl. Thomas von Aquin entspringt der Zorn der Trauer über das Unrecht, das einem selbst oder einem anderen angetan wird, vermischt mit dem Verlangen nach Rache (S. Th. III 15,9). Dass Christus Trauer verspüren konnte, ist mehrfach überliefert. So zum Beispiel trauerte er mit Martha und Maria über den Tod ihres Bruders Lazarus, sodass er sogar in Tränen ausbrach (vgl. Jo 11,35). Und was die Rache betrifft, kann diese zwar oft ungeordnet und deshalb sündhaft sein. Der heilige Thomas legt aber im gleichen Artikel der Summa dar, dass das Verlangen nach Rache gemäss der Ordnung der Gerechtigkeit lobenswert sei und ein solcher Zorn deshalb «Eifer» genannt werde.
Der Angriff des Arius auf den Glauben ist ein direkter Angriff auf die Göttlichkeit und Heiligkeit Christi. Wenn man den hl. Kirchenlehrer ernst nimmt, dann muss man sagen, dass die Tatsache, dass die heutige Zeit des massiven Glaubensabfalles und der vielfachen Gotteslästerung so viele Menschen kalt und unberührt lässt, letztlich ein Mangel an Trauer über diese Verletzung Gottes und den damit verbundenen ewigen Tod so vieler Seelen ist.
Heiligen Zorn über die Zustände in der heutigen Kirche zu haben, die damit verknüpfte Verunehrung Gottes und den Verlust des Heiles der Menschen, ist ein Gebot der Stunde, und verhindert, dass wir einem tödlichen Gleichmut diesem himmelschreienden Unrecht gegenüber verfallen. Heiliger Zorn ist also nicht nur gut, sondern sogar für unser eigenes Seelenheil von Nöten! Besonders steht er einem Marienritter gut an, der ja ein Ritter und Soldat Christi sein will. Halten wir also in uns diesen heiligen Zorn wach! Der Aquinate schliesst seine Erörterung, indem er den heiligen Augustinus zitiert: «Durch den Zorneseifer für das Haus Gottes wird jemand verzehrt, wenn er alles, was er Verkehrtes sieht, zu bessern sucht; und kann er es nicht bessern, es erträgt und seufzt» (super Jo Tract. 10). Das Seufzen soll sich nicht in unnützen Worten ausdrücken, sondern in inständigem Gebet der Sühne und Wiedergutmachung. Nützen wir im Advent Zeiten des Gebetes in der Kirche also besonders dadurch, dass wir unserem leider oft ohnmächtigen Zorn dieses Ventil geben, uns im Gebet mit dem leidenden Heiland im Ölgarten zu vereinigen und gemeinsam zu seufzen. Ein Gebet, das durch seinen Sühnecharakter durchaus das Herz Jesu zu trösten vermag. Diesen Trost hatte Christus im Ölgarten vergebens bei den Aposteln gesucht und es ihnen auch vorgeworfen. Unser Ölgarten ist der Tabernakel. Lassen wir Christus dort nicht allein, besonders wenn uns Stunden der Anbetung des Allerheiligsten angeboten werden.
Die Hand, die den Arius damals so hart getroffen hat, befindet sich, wie wir wissen, in der Schweiz: in der Kathedrale von Fribourg wird die Armreliquie des hl. Nikolaus von Myra verehrt. Vor zwei Jahren noch knieten wir anlässlich unserer Wallfahrt nach Bürglen vor ihr und beteten den Rosenkranz. Erbitten wir vom heiligen Nikolaus diesen heiligen Zorn, der uns nicht in gefährliche Gleichgültigkeit verfallen lässt.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen einen reich gesegneten Advent! Ihr
P. David Köchli
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Marienritter vom Kostbaren Blut
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