50 Jahre FSSPX: Ein Werk unter dem Schutz der Hüterin des Glaubens

Quelle: Distrikt Deutschland

Prozession von Bürglen nach Freiburg (Schweiz) am 50. Jahrestag

Vor 50 Jahren begann der Erzbischof in Freiburg in der Schweiz

 

Die Priesterbruderschaft erhielt ihre kirchenrechtliche Gestalt zwar erst am 1. November 1970, aber schon im Oktober 1969 – also vor fünfzig Jahren – vertraute eine erste Gruppe von Seminaristen und Studenten ihren Weg zum Priestertum Erzbischof Marcel Lefebvre an.

Dies geschah in Freiburg im Schweizer Mittelland, der stolzen Bürgerstadt, die wegen ihrer hohen Dichte an Kirchen auch das „kleine Rom“ genannt wurde. In den Wirren der Nachkonzilszeit und auf dem Höhepunkt der 68er-Unruhen suchte der Erzbischof eine gute Ausbildungsstätte für Seminaristen. Denn selbst die römischen Universitäten und sogar das ihm als Generaloberem der Spiritaner unterstehende „Französische Seminar“ in der Ewigen Stadt folgten dem Zeitgeist. 1968 waren von 120 Studenten von „Santa Chiara“ nur noch 20 gewillt, der Überlieferung zu folgen.

Die Spiritaner, die Msgr. Lefebvre noch 1962 an ihre Spitze gewählt hatten, wurden de facto unregierbar. Msgr. Lefebvre trat 1968 von seinem Amt zurück und zog sich – ratlos – in den „Ruhestand“ zurück. Aber die Vorsehung wollte es anders.

Gute Familien wandten sich an ihn um Rat, Seminaristen suchten ihn auf. So machte der Erzbischof sich auf die Suche. Er trat in Kontakt mit Ordensgemeinschaften, mit Klöstern und mit Priesterpersönlichkeiten, um sich zu orientieren. Schließlich wurde er auf die zweisprachige Universität in Freiburg i. Ue. aufmerksam, die im Jahr 1889 als Ausdruck des Behauptungswillens der Schweizer Katholiken und als Bollwerk gegen die modernen Irrtümer gegründet worden war. Ganz im Sinne der durch die Jesuiten begonnenen Gegenreformation und des hl. Petrus Canisius, der in der St.-Michaels-Kirche begraben liegt.

Die von den Dominikanern geleitete theologische Fakultät von Freiburg hielt auch nach dem II. Vatikanum die Lehre des hl. Thomas hoch.

Beginn in Freiburg

Deshalb kam Erzbischof Lefebvre in die Schweiz, um für die jungen Männer, die sich seinem geistlichen Rat anvertraut hatten, die Möglichkeit einer guten Formung zu erkunden. Von mehreren Seiten wurde er hier gedrängt, etwas für die daniederliegende Priesterausbildung zu tun. Auch der Oberhirt von Fribourg, Msgr. François Charrière, den Erzbischof Lefebvre schon in seiner Missionarszeit kennen- und schätzen gelernt hatte, ermutigte ihn.

Im Jahr 1969 lud der Erzbischof, nachdem andere Möglichkeiten ausgeschöpft worden waren, die ersten Interessenten nach Freiburg ein. Am 13. Oktober 1969 kamen neun junge Männer an und wurden in vom Erzbischof gemieteten Räumen untergebracht. Zum Ende des Studienjahres konnte ein eigenes kleines Haus in der Rue de la Vignettaz erworben werden. Die Studenten besuchten gemeinsam die Universität. Msgr. Lefebvre hielt ihnen häufig geistliche Vorträge. An den Sonntagen besuchte man oft das oberhalb von Fribourg gelegene Heiligtum von Bourguillon/Bürglen mit der Statue Unserer Lieben Frau, die dort seit der Gefahr der Reformation als „Hüterin des Glaubens“ verehrt wird.

Der hl. Petrus Canisius, der von 1580 bis zu seinem Tode 1597 in Freiburg lebte, war oft in diesem Kirchlein. Er schrieb im Jahr 1581: „Gott will, dass seine Mutter in diesem Heiligtum mit beson­derer Andacht verehrt wird. Die Wirksamkeit ihrer Fürsprache hat sich bis heute so mächtig erwiesen, auch in Zukunft werden das noch viele wunderbar erfahren.“

Ungefähr gleichzeitig mit dem Beginn in Freiburg gab es im 100 Kilometer entfernten Wallis eine Gruppe von frommen Laien. Diese folgten einer merkwürdigen Eingebung, das alte Klostergehöft Ecône, das ursprünglich den Chorherren vom Großen Sankt Bernhard gehörte, zu erwerben, um es vor der Profanierung zu schützen. Diese guten Katholiken, die bei den „Patres von Chabeuil“, den von Pater Francisco de Paula Vallet gegründeten „Pfarrmitarbeitern des Christkönigs“, durch die Schule der ignatianischen Exerzitien gegangen waren, wurden durch einen Walliser Pfarrherrn auf Erzbischof Marcel Lefebvre aufmerksam gemacht. Hier sollte 1970/71 das später weltbekannte Seminar entstehen.

In diese tastenden Versuche unseres verehrten Gründers, der Kirche gute Berufungen zu bewahren, platzt die Einführung der Neuen Messe. Der Erzbischof traf eine folgenreiche Entscheidung aus dem Geist des Glaubens: „Wir bleiben bei der überlieferten Liturgie.“

Dadurch kam es zu Prüfungen und Schwierigkeiten. Die jungen Alumnen waren verschiedenen Einflüssen ausgesetzt. Am Ende blieben nur zwei dem begonnenen Werk treu: Bernard Tissier de Mallerais und Paul Aulagnier. Msgr. Lefebvre sollte sie später seine „Schutzengel“ nennen. Pater Franz Schmidberger sollte das später in Bezug auf die Gestalt der beiden Kleriker zu der heiteren Äußerung veranlassen: „Zwei Engel, ein gotischer und ein barocker.“

Msgr. Lefebvre musste im Jahr 1969/70 schwere Kreuze tragen. Sie werden ihn bis zu seinem Tode im Jahr 1991 nicht verlassen. Aber er folgte dem Weg, den die Vorsehung ihm gewiesen hatte.

Das beginnende Werk von Freiburg wäre nicht möglich gewesen ohne großherzige Wohltäter. Stellvertretend für viele soll hier an die englische Gräfin Claude Kinnoull (1904–1985) erinnert werden, die selbstlos dem Erzbischof manche zeitliche Sorge abnahm. Als sie starb, schrieb Msgr. Lefebvre in einem Nachruf: „Sie konnte die jungen Priester der Bruderschaft als ihre Kinder ansehen, denn ohne ihre Hilfe in den Anfängen wäre es nicht möglich gewesen, unsere priesterliche Arbeit fortzusetzen.“ R.i.P.

Pontifikalamt zum Dank

Der heutige Weihbischof Msgr. Bernard Tissier de Mallerais feierte am 5. Oktober 2019 in Freiburg in der Pfarrkirche Saint Maurice, die dankenswerterweise der Pfarrer und der Ortsbischof zur Verfügung gestellt hatten, ein Pontifikalamt zum Dank für diese 50 Jahre.

Der Schweizer Distrikt hatte die Gläubigen zu einer Wallfahrt eingeladen, die im Heiligtum der „Hüterin des Glaubens“ oberhalb von Freiburg begann und dann in Prozession nach Saint Maurice in der Unterstadt zog.

Als Msgr. Tissier de Mallerais zu Beginn der Pilgerfahrt die mit Gläubigen gefüllte Kapelle von Bürglen betrat und sich zu einem stillen Gebet vor der Statue der „Hüterin des Glaubens“ niederkniete, war das für viele Gläubige ein großer Augenblick. Manche hatten Tränen in den Augen. Aus den bescheidensten Anfängen vor dieser Statue der Gottesmutter ist nach fünf Jahrzehnten ein weltweites Werk herangewachsen, das auf allen Kontinenten den durch die Kirchenkrise ratlosen Katholiken zur Hilfe eilt.

Die Bruderschaft ist in der Tat ein Werk Mariens, und die Dankwallfahrt war ein Anlass, ein „Non nobis Domine, non nobis, sed nomini tuo da gloriam“ („Nicht uns, o Herr, nicht uns, sondern Deinem Namen gib Ehre“) zu singen. Die Herrlichkeiten der Gnade entfalten sich unter schwachen menschlichen Kräften.

Die Christenheit verdankt dem Akt der Treue von Freiburg den Erhalt der überlieferten Messe. Heute stehen auf den Schultern von Erzbischof Marcel Lefebvre nicht nur die Patres der Priesterbruderschaft St. Pius X.

Msgr. Tissier de Mallerais resümierte in seiner zweisprachigen Predigt die Geschichte des ersten Studienjahres 1969/70 und erinnerte an den „Traum“ von Msgr. Lefebvre als Missionserzbischof in der Kathedrale von Dakar im Senegal: das Priestertum in der „Reinheit der Lehre und der missionarischen Liebe“ weiterzugeben.

Zu Recht erklang ein kräftiges Te Deum am Ende des Pontifikalamtes und leitete über zu einer herzlichen Begegnung. Die vielen jungen Familien, die gekommen waren, die Seminaristen aus Flavigny und Ecône – auch eine Abordnung aus Zaitzkofen –, die Schwestern, die Brüder, die Patres des Schweizer Distrikts.

Weihe an Maria

Pater Pascal Schreiber, der Obere des Schweizer Distrikts, erneuerte in der Kapelle von Bürglen, zusammen mit allen Priestern und Gläubigen die Weihe der Bruderschaft an das unbefleckte und schmerzhafte Herz der Gottesmutter.

„... Erhalte unseren Glauben jungfräulich rein, o reinste Jungfrau, die Du die Macht empfangen hast, alle Häresien auf der ganzen Welt zu überwinden. Erhalte, o Gnadenvolle, der Kirche das Messopfer nach dem alten, ehrwürdigen und gnadenbringenden römischen Ritus und bewahre uns in unerschütterlicher Treue zu ihm. Lass, o Königin aller Heiligen, mitten unter uns die Heiligkeit des Priestertums, des Ordenslebens und der Familien erblühen.

Behüte, o Mutter der göttlichen Gnade, unsere Bruderschaft als einen fruchtbringenden, immer lebendigen Zweig der heiligen, katholischen und römischen Kirche. Erflehe uns, o Mutter der Kirche, die Gnade, tagtäglich immer gefügigere und brauchbarere Werkzeuge in der Hand Gottes zu werden, um so viele Seelen wie nur möglich zu retten. Damit wir aber erkennen, dass Du, o gütige Jungfrau, unsere Gebete erhört hast, sende uns viele, viele Arbeiter, die der göttliche Herr der Ernte in Seine Ernte beruft ...“

Eine Bildergalerie von den Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag der Gründung der Priesterbruderschaft St. Pius X. in Fribourg finden Sie hier.