40.000 Gläubige besuchten Reliquien des hl. Isidor von Madrid
Die Kirche der Priesterbruderschaft St. Isidor in Watkins in der Nähe von Denver, Colorado
Vor vierhundert Jahren waren Heiligsprechungen noch nicht so „inflationär“, wie sie es in der Nachkonzilszeit wurden. 1622 wurde in einer dieser damals noch seltenen Zeremonien zusammen mit Theresia von Avila, Ignatius von Loyola, Franz Xaver und Philipp Neri ein heute im deutschen Sprachraum relativ unbekannter Heiliger kanonisiert: der hl. Isidor von Madrid.
Im Volksmund wurden sie wegen der gemeinsamen Aufnahme ins Verzeichnis der Heiligen oft die „fünf Heiligen“ genannt.
Der hl. Isidor war ein Bauer, der zwischen dem 11. und 12. Jahrhundert in Spanien lebte. Er arbeitete für einen Großgrundbesitzer und wird heute als Patron der Landwirte angerufen.
Anlässlich des 400. Jahrestages der Heiligsprechungen wurde 2022 ein großes „Jubiläumsjahr“ aufgerufen und die Reliquien, die seit 1769 im Zentrum von Madrid aufbewahrt werden, den Gläubigen zur Verehrung dargeboten. In der Grabeskirche San Isidro El Real – einer wunderbaren Barockkirche – befindet sich auch das Grab seiner seliggesprochenen Ehefrau, María de la Cabeza, genannt Toribia, für die ein Heiligsprechungsverfahren läuft.
In der Woche nach dem 15. Mai besuchten fast 40.000 Menschen die Reliquien des hl. Isidro de Merlo y Quintana – so sein vollständiger spanischer Name.
Isidors Mutter und Vater waren nach der Legende ziemlich arm und Isidor und seine Geschwister mussten dem kargen Boden mit der Hacke die Früchte der Erde abringen. Ein reicher Landbesitzer aus Madrid, Juan de Vergas, nahm Isidor in seine Dienste. Für den Rest seines Lebens sollte er auf demselben Gut arbeiten.
Isidor ging jeden Morgen vor der Arbeit in die Kirche, um dem hl. Messopfer beizuwohnen. Beim Gottesdienst lernte er auch seine spätere Frau kennen. Beide hatten eine echte Liebe zu den Armen und teilten oft das Wenige, das sie hatten.
Isidor und Maria bekamen einen Sohn und nannten ihn Illan. Die Legende besagt, dass Illan als Kleinkind in einen tiefen Brunnen fiel und nicht mehr herauskam. Isidor und Maria knieten nieder und flehten zum Himmel. Der Brunnen füllte sich langsam und hob Illan an die Oberfläche.
Die Überlieferung berichtet, dass Maria immer etwas zu essen für die Bedürftigen auf dem Herd hatte. Isidor brachte fast jeden Tag einen Armen nach Hause. Einmal sagte Maria ihrem Mann, dass kein Essen vorhanden sei. Er sagte ihr, sie solle vertrauensvoll noch einmal in den Topf schauen. Sie fand diesen gefüllt vor.
Die Kirche bietet Platz für ca. 600 Gläubige
Isidors Ruf als Heiliger war so groß, dass die Legende berichtet, dass Engel den Pflug zogen, wenn der hl. Landmann den Armen diente. Er war ein großer Marienverehrer.
Isidor starb am 15. Mai 1130 im Alter von 90 Jahren eines heiligen Todes. Sein Geburtstag zum Himmel ist heute sein Festtag. Er wurde am 12. März 1622 von Papst Gregor XV. heiliggesprochen. Sein Leichnam gilt als unverwest. Die Reliquien kamen erst im 18. Jahrhundert in die heutige Grabeskirche. An der Stelle des Gutshofes gibt es heute eine Kapelle, die seinen Namen trägt.
Nach Isidors Tod wurde Maria eine Einsiedlerin, und auch ihr wurden viele Wunder zugeschrieben. Im Jahr 1697 wurde sie seliggesprochen.
Der hl. Isidor ist der Patron der Bauern, aber auch der Feldvermesser. Er wird angerufen gegen Dürre beziehungsweise für Regen. Die Stadt Madrid feiert jedes Jahr das Fest ihres Patrons mit besonderen Volksbelustigungen und folkloristischen Darbietungen, die mittlerweile in Spanien zum „nationalen Kulturerbe“ erklärt wurden.
Die Priesterbruderschaft St. Pius X. hat diesem Heiligen im Jahr 2001 im US-Bundesstaat Colorado ein Heiligtum geschaffen. Im Städtchen Watkins, mit Blick auf die Stadt Denver und die zerklüfteten Rocky Mountains, errichtete man eine große neuromanische Sankt-Isidor-Kirche mit Priorat, Schule und einem katholischen Friedhof. Es ist eine der wenigen Kirchen in diesem Bundesstaat, wo die römische Messe gefeiert wird. Eine lateinische Inschrift wurde angebracht, die daran erinnert, dass man in diesem Gotteshaus, „unter den wachsamen Augen der Gottesmutter und des heiligen Isidor, des größten aller Landwirte, der in der Tat für eine große Ernte in diesen herrlichen Hochebenen des schönen Colorado sorgen wird, die Ernte der Seelen erwartet.“