4. Fastensonntag - Die wunderbare Vermehrung der Brote, Sinnbild der Eucharistie
Alle vier Evangelien erzählen das Wunder von der Brotvermehrung. Aber der Evangelist und Apostel Johannes hat das Verdienst, den Zusammenhang der Brotvermehrung mit der Eucharistie aufzuzeigen.
Christus wollte den Aposteln zuerst den Glauben an Seine Gottheit einprägen. Darum hat Er vor ihren Augen drei Wunder gewirkt:
- Er hat den Seesturm gestillt.
- Er hat die Teufel aus den Besessenen ausgetrieben.
- Er hat die Tochter des Ratsherrn Jairus von den Toten auferweckt.
Jetzt sollen die Apostel selbst die Kraft Gottes erfahren. Christus verleiht ihnen die Macht, Teufel auszutreiben, Kranke zu heilen und Wunder zu wirken. Und Er gibt ihnen den Auftrag zu predigen.
Sendung der Apostel
Mit einer solchen Macht ausgestattet, ziehen die Apostel in die Städte und Dörfer von Galiläa, tun das, was Christus ihnen befohlen hat: sie predigen und wirken Wunder. Sie freuen sich darüber, dass die bösen Geister ihnen gehorchen. Sie wundern sich, wenn Kranke auf ihr Wort hin gesund werden. Es fällt ihnen leicht, den Glauben an Christus zu verkünden. Es dauert sicher einige Wochen, bevor sie müde von der Arbeit wieder nach Kapharnaum zurückkehren, um Christus zu erzählen, wie es ihnen ergangen ist. Er nimmt sie zu sich und fährt mit ihnen über den See in eine öde Gegend, denn Er will ihnen ein wenig Ruhe gönnen.
Brotvermehrung
Aber es kommt anders. Sobald die Leute sehen, dass Jesus über den See gefahren war, gehen sie um den See herum, und es dauert nicht lange, so ist der Herr von vielen Menschen umgeben. Sofort passt sich der Heiland an die Situation an, Er nützt die Gelegenheit und predigt bis zum Abend. Was soll Er nach der Predigt für sie tun? Die Gegend ist öde und karg. Kein Haus oder Geschäft in der Nähe. Die Leute haben keinen Mundvorrat mit sich genommen, denn sie glaubten, sie könnten am Abend wieder zuhause sein.
Christus wird ein Wunder wirken. Mit wenigen Broten und zwei Fischen wird Er die große Menschenmenge von 5000 Männern, dazu vielleicht ebenso viele Frauen und Kinder speisen. Der Heiland nimmt das Brot, spricht ein Dankgebet und gibt es den Aposteln. Unter ihren Händen vermehrt es sich. Die Jünger gehen durch die Reihen der lagernden Menschen und das Brot in ihren Körben geht nicht aus. Jeder bekommt so viele Fische, wie er will. Zuletzt sind alle satt. Damit nichts verloren geht, sammeln die Apostel die übriggebliebenen Stücklein zusammen und füllen ihre zwölf Körbe.
Hoffnung des Volkes
Wir können uns vorstellen, was das für ein Jubel und eine Überraschung unter dem Volk ist. Die Juden erinnern sich sofort an das Wort Moses', der ehemals ihre Väter in der Wüste mit dem Manna wunderbar gespeist hat. Er hatte vorausgesagt, es werde ein Prophet kommen, der ihm ähnlich sein wird. Dieser sollte das Volk mit einem wunderbaren Manna speisen. Da sagten die Juden: „Dieser ist wirklich ein Prophet. Er ist der Messias.“ Und weil sie sich den Messias nur als König vorstellen können, wollen sie Christus nach Jerusalem führen, um ihn dort zum König zu krönen. Doch der Heiland will kein irdischer König sein; Er verlässt das Volk und zieht sich allein auf den Berg zurück.
Um dieses Evangelium richtig verstehen zu können, müssen wir im Text weiterlesen. Unmittelbar nach der Brotvermehrung, noch bevor Christus sich auf den Berg begibt, schickt Er die Apostel hinab zum See. Sie sollen ohne ihn, während der Nacht, über den See fahren. In der Zwischenzeit zerstreut sich das Volk. Viele schlafen im Freien. Er selbst steigt auf den Berg und betet die ganze Nacht. Die Apostel mühen sich unterdessen in ihrem Boot. Aufgrund des Gegenwinds kommen sie nicht von der Stelle. Am Morgen steigt Christus vom Berg herab und geht über den See. Sobald er zum Schiff kommt, erschrecken die Apostel, denn sie fürchten, ein Gespenst zu sehen. Christus beruhigt sie, steigt in das Boot und jetzt geht die Fahrt flott ans andere Ufer.
Besuch in der Synagoge
Sie erreichen das Ufer an einem Samstag, dem Feiertag der Juden. Darum geht Christus mit den Aposteln in die Synagoge, das Bethaus der Juden. Die Menschenmenge, die der Brotvermehrung beigewohnt hatte, fordert sofort wieder nach dem wunderbaren Brot. Sie wollen von Christus gespeist werden. Doch Er hat etwas Höheres im Sinn. Ihm geht es nicht um das täglich Brot auf Erden. Er verspricht ein neues Brot, das noch viel wunderbarer ist, als das Manna des Alten Testaments, ein Brot, das vom Himmel kommt und das das ewige Leben nährt. Er sagt es ganz direkt: „Mein Leib und mein Blut sind das Manna für das Leben der Welt.“
Jetzt verstehen wir den Sinn der Brotvermehrung. Es geht Christus darum, vor den Leuten ein Wunder zu wirken, um das heilige Sakrament des Altares vorauszubilden und anzukündigen. Zuerst durch das Wunder der Brotvermehrung, dann durch Seine Predigt in der Synagoge.
Ostern ist nahe
Der Evangelist Johannes legt Wert auf den Einleitungssatz. „Das Osterfest der Juden war nahe“. Ostern ist das Gnadenfest, an dem sich die Liebe Gottes in reicher Fülle ergießt.
Begeben wir uns im Geiste in die Mittelmeerländer. Dort ist zu Ostern der schönste Frühling. Die Blumen blühen. Was liegt näher, als dass die ersten Christen in Rom, die so naturverbunden waren, ihre Frühlingsfreude in die Kirche trugen und den Sonntag Laetare zu einem wahren Frühlingsfest machten. Sie brachten die ersten Rosen ins Gotteshaus und beschenkten sich gegenseitig damit. Von daher stammt der Brauch der Weihe der Goldenen Rose durch den Papst.
Aber mit dem Frühling beginnt auch die Zeit, in der Gott auf den Feldern das Wunder einer Brotvermehrung hält. Aus wenigen Samenkörnern schenkt Er Brot für alle. Der heilige Kirchenvater Augustinus erklärt zu diesem Evangelium: „Es ist ein größeres Wunder, wenn Gott alle Jahre aus wenigen Samenkörnern alle Geschöpfe ernährt. Aber die Menschen wundern sich nicht darüber. Wohl aber wundern sie sich, wenn Jesus mit fünf Broten und zwei Fischen 5000 Menschen speist. Sie wundern sich, nicht weil das Wunder größer ist, sondern weil es selten ist.
Sinnbild der Eucharistie
Die alte Kirche sah in diesem Evangelium ein Sinnbild für die Eucharistie. Der heutige Sonntag ist ein eucharistischer Sonntag, das alte Fronleichnamsfest. Die Brotvermehrung ist eine Vorbildung der Heiligen Messe.
- Erst predigt Christus den Volksscharen. Das ist die Vormesse, der Wortgottesdienst.
- Dann sehen wir eine Art Opfergang: Die Apostel bringen fünf Brote und zwei Fische herbei.
- Zuletzt folgt die Wandlung. Beachten wir die Worte des heiligen Textes und ihre Übereinstimmung mit den Worten der Liturgie. „Dann nahm Er die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, segnete und brach die Brote und gab sie den Jüngern zum Austeilen.“
- Die Jünger teilten aus und alle wurden satt. Das war die Kommunion.