28. Dezember - Fest der Unschuldigen Kinder
Das dritte Fest innerhalb der Weihnachtsoktav ist das der hll. Unschuldigen Kindlein, die zu Bethlehem auf Befehl des Herodes (40 - 4 v. Chr.) getötet wurden. Von den Römern war er zum König ernannt worden, und sie hatten ihm geholfen, 37 v. Chr. Jerusalem zu erobern, so daß er in seine Hauptstadt einziehen konnte.
Von der Geschichtsschreibung wird dieser Herodes „der Große“ genannt, weil er ein vergleichsweise großes Territorium lange Zeit regierte und ein großer Bauherr war. Auch die Aufstockung des Jerusalmer Tempels sowie die weitläufige Erweiterung von dessen Vorhof wurde unter der Regierung des Herodes begonnen (vgl. 16.8.). Doch unternahm dieser Herrscher idumäisch-nabatäischer Herkunft all dies wohl nur, um die Gunst seiner jüdischen Untertanen zu gewinnen. Ebenso zeigte Herodes sich nämlich als freigiebiger Bauherr auch in nicht-jüdischen Städten, womit er gewiß gleichfalls auf das Wohlmeinen der dortigen Bevölkerung aus gewesen sein dürfte.
Doch hinter der Fassade des baufreudigen Königs verbarg sich nur unzureichend der niederträchtige, blutrünstige Tyrann, der selbst die eigenen Kinder nicht verschonte, wenn er um seinen Thron fürchtete. Von seiner Eifersucht ließ er sich dazu hinreißen, diejenige unter seinen zehn Ehefrauen zu töten, die ihm am liebsten war. Um die Untertanen zur Trauer anläßlich seines Todes zu veranlassen, befahl er, daß zahlreiche von ihm grundlos eingesperrte, vornehme Juden hingerichtet werden sollten. Herodes war also alles andere als ein Herrscher, dem der Beiname „der Große“ gebührt. Da dieser Herodes von Vorfahren abstammte, die Kultdiener des Götzen Apollo zu Askalon gewesen sein sollen, wird er auch Herodes Ascalonita genannt, um ihn von anderen Herrschern gleichen Namens zu unterscheiden.
Von Herodes Ascolonita, dem Schlächter der hll. Unschuldigen Kindlein, sind zu unterscheiden sein Sohn Herodes Antipas (4 v. Chr. - 39 n. Chr. Fürst in Galiläa und dem ostjordanischen Peräa), der Johannes den Täufer enthaupten ließ (s. 29.8.), und sein Enkel Herodes Agrippa I. (37 - 41 Fürst im Nordosten Palästinas, 41 - 44 n. Chr. König in Palästina), der den Apostel Jakobus d.Ä. (25.7.) hinrichten sowie den Apostel Petrus (18.1., 22.2., 29.6., 1.8.) in Ketten legen ließ.
Von den Römern wurde Herodes Ascalonita zum König der Juden ernannt. Mit Hilfe ihres Militärs setzte er seinen Anspruch auf die Herrschaft durch und behielt sie über dreißig Jahre lang. Gegen Ende seiner Regierungszeit aber kamen weise Sterndeuter nach Jerusalem, um nach einem neugeborenen König der Juden zu fragen. Den Herodes, der bereits so viel Blut vergossen hatte, um seine Regentschaft abzusichern, muß dies erschüttert haben. Er wußte ja, daß ihm kein Kind zu dieser Zeit geboren worden war. Es konnte sich also nur um einen rechtmäßigen Herrscher handeln. Da der von von den Propheten angekündigte König aus der Wurzel Jesse hervorgehend in Bethlehem zur Welt kommen sollte, schickte Herodes die Weisen dorthin. Sie sollten Nachforschungen anstellen und ihn benachrichtigen. Auf Grund einer im Traum offenbarten Weisung kehrten diese jedoch auf einem anderen Weg in ihre Heimat zurück, nachdem sie den Heiland angebetet und Ihm ihre Geschenke dagebracht hatten.
Herodes Ascalonita sah sich hintergangen, als die Weisen nicht wie er es gefordert hatte, zu ihm zurückgekehrten. So ordnete er an, alle Knaben Bethlehems bis zum Alter von zwei Jahren umzubringen. Damit ahmte er das Morden des Pharao nach, der versucht hatte, das Gottesvolk auszurotten, indem er befahl, alle Knaben nach der Geburt zu töten. Doch St. Moses überlebte jenes Morden und führte das Volk schließlich aus der Gefangenschaft in Ägypten zum Gelobten Land.
Herodes Ascalonita meinte ganz sicher zu sein, daß der neugeborene König, nach dem die Weisen gefragt hatten, nicht weiter leben und ihm den Thron streitig machen könne, wenn er alle männlichen Kinder Bethlehems bis zum Alter von zwei Jahren töten ließ. Doch der Engel des Herrn hatte dem Nährvater Joseph zuvor schon im Traum die Weisung erteilt, mit der Muttergottes und dem Christkind nach Ägypten zu fliehen. So entkam der Heiland dem grausamen Morden. Die hl. Familie (vgl. 12.1.) blieb in Ägypten bis Herodes Ascalonita gestorben war. Dann verließ sie gemäß einer erneuten Weisung des Engels Ägypten, um sich in Nazareth niederzulassen.
Die hll. Unschuldigen Kinder zu Bethlehem aber wurden gewissermaßen als erste zu Martyrern Christi. Wenn sie auch damals nicht begreifen konnten, warum sie getötet wurden, so vergossen sie doch ihr Blut für Christus wie es ungezählte nach der Himmelfahrt des Herrn ebenfalls getan haben, allen voran der hl. Stephanus (26.12., 3.8.).
Im Mittelalter wurde aus dem 28. Dezember ein Narrenfest, bei dem die Kinder die oberen Plätze einnahmen und die Erwachsenen die unteren. Später wurde dieses Spiel auf den Tag des hl. Nikolaus (6.12.) verlegt. Eine besondere Segnung am 28. Dezember aber wird bis heute nach der hl. Messe den Kindern zuteil.