27. Dezember - Hl. Johannes (Apostel und Evangelist)

Quelle: Distrikt Deutschland

Das zweite Heiligenfest in der Oktav des hohen Weihnachtsfestes ist das des hl. Apostels und Evangelisten Johannes.

Er wuchs am See Genezareth auf, wo sein Vater als Fischer tätig war. Des hl. Johannes’ Bruder ist der hl. Jakobus (25.7.). Dieser wird „der Ältere“ genannt, um ihn von dem „dem Jüngeren“ (11. 5.), dem ersten Bischof Jerusalems, zu unterscheiden. Johannes und Jakobus arbeiteten zusammen mit ihrem Vater, dem hl. Zebedäus, als Fischer zu Kapharnaum. - Die Mutter der beiden Zebedaiden ist die hl. Salome.

Als aber Johannes, der spätere Apostel und Evangelist, beim Täufer am Jordanfluß weilte, da begegnete er dem Heiland, der ebenfalls dorthin gekommen war. Johannes und Andreas (30.11.) wurden die ersten Jünger des Heilandes. Innerhalb der Schar der zwölf Apostel dann bildeten Johannes, Jakobus d.Ä. und Petrus einen Kreis von dem Heiland besonders Vertrauten. Dies zeigte sich beispielsweise bei der Verklärung. Es kam auch öfter vor, daß Johannes und Petrus gemeinsam wirkten; so bereiteten sie das letzte Abendmahl vor. 



Johannes war der Lieblingsjünger des Heilandes. Er stand mit der Muttergottes unter dem Kreuz. Zu ihnen sprach der leidende Heiland: „Frau, siehe da, dein Sohn. - Siehe da, deine Mutter.“ 



Als die Apostel z.Z. des Königs Herodes Agrippa I. (41 - 44) Palästina verließen, begaben sich Johannes und die Muttergottes wohl nach Ephesus, um Jerusalem im Jahre 49 zum Apostelkonzil noch einmal aufzusuchen. Dort entschlief Maria und wurde mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen (15.8.).



Danach scheint der hl. Johannes nicht ständig in Ephesus gewohnt zu haben. Es ist nämlich keine Begegnung der Apostel Johannes und Paulus (25.1., 29.6., 30.6.) überliefert, die sich ereignet hätte, als der Völkerapostel von 54 bis 57 in Ephesus wirkte. Der Lieblingsjünger war anscheinend zwischen 49 und 96 an verschiedenen Orten Kleinasiens als Apostel tätig. So lernte ihn der hl. Polykarp (26.1.) kennen, der spätere Bischof von Smyrna, und sehr wahrscheinlich auch der hl. Papias , der Bischof des phrygischen Hierapolis, eines Zentrums des unheimlichen Kultes der Kybele.



Später, so erzählt die Legenda aurea, wurde der Apostel Johannes nach Rom gebracht und dort zum Tode verurteilt. Man warf ihn vor der lateinischen Pforte in einen Kessel mit siedendem Öl. Doch wunderbarerweise blieb der Lieblingsjünger unversehrt (6.5.). Nach diesen Ereignissen verbannte man den hl. Johannes im letzten Jahr der Regierung des Kaisers Domitian (81 - 96) auf die Insel Patmos. Dort aber verfaßte der Lieblingsjünger die Geheime Offenbarung.



Nach der Ermordung Domitians durften die Verbannten heimkehren. Der hl. Johannes begab sich daraufhin wiederum nach Ephesus, wo der Bischof der Stadt, der hl. Timotheus (24.1.), zu Beginn des Jahres 97 Martyrer geworden sein soll. In Ephesus erweckte St. Johannes Tote auf und bekehrte mit Hilfe von Wundern auch vornehme Bürger. Doch als er im Badehaus dem gnostischen Irrlehrer (s. 11.7.) Kerinth begegnete, da floh er aus dem Gebäude, weil er meinte, es möchte über einem solchen Feind der Wahrheit wohl zusammenstürzen. - Kerinth unterschied bereits zwischen Gott dem Erlöser und einem Weltschöpfer, den er für ein Engelwesen hielt.



Als dem hl. Johannes einmal von dem heidnischen Priester Aristodemus ein Giftbecher vorgesetzt wurde, da segnete der Apostel das Getränk mit dem Kreuzzeichen und trank es, ohne irgendeinen Schaden zu nehmen. Vielleicht in Erinnerung daran pflegte man in späterer Zeit am 27. Dezember Wein zu segnen und diesen als Johannesminne zu trinken wie am Vortag die Stephansminne.



Unablässig predigte der greise Johannes das Liebesgebot des Heilands. Er verfaßte drei Briefe und schließlich ein Evangelium. Darin hob er die göttliche Natur des Heilands hervor, da die drei älteren Evangelien dasselbe bereits in bezug auf die menschliche getan hatten. Auch beschrieb Johannes vieles, was Matthäus (21.9.), Markus (25.4.) und Lukas (18.10.) nicht erzählen, insbesondere aus der Anfangszeit der Wirksamkeit Jesu.



Zu Beginn der Regierungszeit des Kaisers Trajan (98 - 117) ist der hl. Apostel und Evangelist Johannes dann zu Ephesus gestorben. Er soll 99 Jahre alt geworden sein. - Von dem Verbleib seiner sterblichen Überreste ist nichts überliefert.