100 Jahre Fatima – 100 Jahre Militia Immaculatae

Quelle: Distrikt Deutschland

Von Pater Karl Stehlin

Drei Tage nach dem Sonnenwunder in Fatima gründete Maximilian Kolbe am 16. Oktober 1917 in Rom die Militia Immaculatae. Wenn wir die Botschaft Mariens in Fatima mit den Idealen der MI vergleichen, können wir zunächst leicht entdecken, dass sie im Wesentlichen übereinstimmen und die gleichen Forderungen beinhalten. Beide Interventionen Unserer Lieben Frau ergänzen einander. Es scheint, als wäre die MI dazu geschaffen worden, die Botschaft von Fatima konkret umzusetzen. 

Bekehrung: Die Militia Immaculatae dreht sich ganz um die Bekehrung der Feinde Gottes. Genau das ist auch der Grund für die Erscheinungen Unserer Lieben Frau. Die einzige „Chance“ liegt in Unserer Lieben Frau, die der hl. Maximilian Kolbe „die Immaculata“ nennt und die sich in Fatima als „das unbefleckte Herz Mariens“ offenbart. Beide, MI und Fatima, konzentrieren sich auf die lebendige und eindrückliche Realität IHRER Bedeutung als Vermittlerin aller Gnaden der Bekehrung und Heiligung in der Geschichte unseres Heils.

Sühne ist das Schlüsselwort von Fatima: Jede Sünde gleicht einem Dorn, den der Mensch in das unbefleckte Herz Mariens und in das Haupt unseres Erlösers drückt. Da wir alle unzählige Sünden begehen, besteht der einzige Weg, unsere echte Reue und Liebe zu zeigen, darin, diese Dornen sanft wieder zu entfernen, indem wir Unsere Liebe Frau und unseren Herrn mit unserem tiefsten Mitleid trösten. Auf diese Weise machen wir den Schaden wieder gut, den wir ihnen und unseren eigenen Seelen zugefügt haben. Nun aber besteht einer der tröstlichsten Akte der Sühne darin, ihnen eine ganze Welt von Sündern zu Füßen zu legen. Der größte Wunsch des apostolischen Eifers des hl. Maximilian Kolbe war es, die Ehre und Herrlichkeit der Immaculata durch die Bekehrung ihrer Feinde wiederherzustellen, indem diese von grimmigen Wölfen in demütige Schafe der Königin umgewandelt werden.

 

Die zwei Banner

Für die letzten Zeiten hat unser Herr einen fast vollständigen Sieg des Feindes vor dessen definitiver Niederlage angekündigt. In jenen Zeiten gibt er der Welt eine letzte Hoffnung: die apokalyptische Frau, die Immaculata! Darum kommt die Gottesmutter, um ihre Kinder in größter Not zu retten. In Fatima gibt sie uns die letzten Mittel, um den endgültigen Angriff des Teufels zu überwinden und den Kampf zu gewinnen. Man kann ihre Worte nicht verstehen, wenn man diese ständige Schlacht nicht im Auge hat – deren schreckliche Gefahren und die Notwendigkeit, ständig alle Mittel einzusetzen, die Maria uns schenkt. Durch die Militia Immaculatae macht sie uns noch bewusster, dass wir Tag und Nacht angegriffen werden. Das ist der tiefste Grund für die vielen militärischen Worte in den Texten von Pater Kolbe. Wir sind ihre Ritter auf dem Schlachtfeld, mit ihren mächtigen Waffen, schießen unzählige Kugeln in das Herz des Feindes (Stoßgebete) und bedienen uns ihrer Munition, der Wundertätigen Medaille.

Das menschliche Werkzeug

Gott wirkt in der Welt im Allgemeinen nur dann, wenn die Menschen mitwirken. Maria setzt ihr Amt als Mittlerin aller Gnaden fort, aber auch nur, wenn sie Werkzeuge findet, gleichsam Kanäle, durch welche die Gnaden der Bekehrung und Heiligung von ihrem unbefleckten Herzen in die Herzen der armen Sünder übergehen. Das ist genau die edle Berufung jedes Christen, und das Sakrament der Firmung ist ihm gegeben worden, um ihm die Fülle des Heiligen Geistes zu schenken, damit er seine Lebensaufgabe als Soldat Jesu Christi und Ritter der Gottesmutter erfüllen kann. 

In Fatima erinnert uns Maria an diese wesentliche Lebensaufgabe, indem sie uns zuruft: „Betet und bringt viele Opfer … Jesus will sich deiner bedienen, damit die Menschen mich kennen und lieben lernen“ etc.  und von diesem Einsatz macht sie die Rettung vieler Seelen abhängig. Die Militia Immaculatae ist nichts als eine ständige Einübung in diese wesentliche Aufgabe, Werkzeug in ihren unbefleckten Händen zu sein. Pater Kolbe gibt seinen Rittern viele Anregungen, wie sie die lebendigen Wasser der Gnaden aus der Quelle (Mariens unbeflecktes Herz) schöpfen, um damit die Pflanzen (die unsterblichen Seelen) zu bewässern.

 

Die Mittel

Wir unterscheiden vier Hauptmittel, die von Unserer Lieben Frau von Fatima und gleichermaßen von Maximilian Kolbe für seine Ritter genannt werden:



Die Weihe: In Fatima beharrt Maria auf der äußersten Wichtigkeit und Notwendigkeit der Weihe an ihr unbeflecktes Herz. Die Ganzhingabe an die Gottesmutter besteht im Wesentlichen im festen und öffentlichen Willensakt, durch den wir uns ganz der mütterlichen Herrschaft Mariens unterwerfen. Diese Weihe unserer selbst stellt eine neue Beziehung her zwischen uns und ihr, gleichsam ein neues Lebensgesetz: „Von nun an möchte ich ganz und gar, mit Leib und Seele, dein Kind, Sklave (hl. Ludwig Maria Grignion) und Werkzeug in deinen makellosen Händen sein (hl. Maximilian Kolbe). Von nun an will ich mein Herz, meine Persönlichkeit, meine tiefsten Wünsche in dein unbeflecktes Herz eintauchen und die Wünsche deines Herzens zu den meinen machen“ (Weihe an das Unbefleckte Herz).

Was ändert sich mit dieser Weihe? Von dem Tag der Weihe an erlauben wir unserer himmlischen Mutter, über unser ganzes Leben zu gebieten, und sie nimmt dieses Angebot an. Wie? Von nun an tritt sie selbst in unser Leben ein, fügt unseren unvollkommenen und nichtigen Gedanken, Worten und Werken die Unermesslichkeit ihrer Tugenden hinzu und vermittelt in jedem Augenblick besondere Gnaden der Bekehrung und Heiligung. 

Dank der MI wird der Wert und die Notwendigkeit der Ganzhingabe an Maria niemals vergessen, sondern stetig erfrischt und erneuert. Es ist eine der wichtigsten Aufgaben der MI, an die oben erwähnten Weihen zu erinnern, sie zu verbreiten und zu vertiefen, da diese notwendig sind, um die Rettung der Seelen und die apostolische Wirksamkeit der Sklaven und Ritter Mariens zu garantieren.

Gebet und Opfer: Das Gebet für die Bekehrung der Sünder ist in den Erscheinungen von Fatima allgegenwärtig. Dasselbe finden wir bei Pater Kolbe. Es ist auch sehr interessant zu bemerken, dass sowohl Unsere Liebe Frau in Fatima als auch der hl. Maximilian fast immer „Gebet und Opfer“ verlangen, da das eine das andere bereichert: Der Wert des Gebets wächst in dem Maß, in dem wir den Willen Gottes erfüllen. Das ist leicht zu verstehen: Es ist nicht schwer, mit Worten unsere Liebe zum Geliebten zu erklären. Hingegen wird die Echtheit der Liebe erst dann bewiesen, wenn wir etwas für den Geliebten tun. Der höchste Ausdruck der Liebe ist es, für den Geliebten zu leiden, denn nichts kostet uns so viel wie das Leiden. Folglich ist das höchste Gebet dasjenige, das mit Opfern und Leiden verbunden ist. Anderseits müssen unsere Opfer von Gebeten begleitet werden, da nur das Gebet die Gnade der Beharrlichkeit erwirkt. Darüber hinaus ist ein eifriges Gebet die beste Motivation, Opfer zu bringen.

Gutes Beispiel – Standespflichten: Bei der Beschreibung der Eigenschaften des treuen Ritters der Immaculata besteht der hl. Maximilian auf dessen Unterwerfung unter den Willen der Unbefleckten, und er nennt dies das vollkommenste und mächtigste Mittel, um IHR zu dienen und Seelen zu retten. Aber den Willen der Immaculata erkennen wir vor allem durch die Pflichten, die unser Lebensstand uns auferlegt. Die Pflichterfüllung ist nichts anderes als das „gute Beispiel“. Genau die gleiche Lehre in Fatima: Sr. Lucia schrieb: „Unser Herr sagte mir: Die Buße, die ich jetzt verlange und fordere, ist das Opfer, das vor allem durch die Erfüllung seiner eigenen Pflicht und die Einhaltung meines Gesetzes verlangt wird.“

 

Das Wesen der MI

Struktur: Menschen brauchen nicht nur Prinzipien, die zu erfüllen sind. Sie brauchen auch ein Umfeld, eine Atmosphäre, eine Struktur mit Regeln und Anleitungen, ohne die ihnen im tagtäglichen Kampf schnell die Luft ausgeht. Wegen der Reste der Erbsünde ist der Mensch zur Faulheit, Blindheit und Unordnung geneigt. Er muss geleitet und motiviert werden. Nur eine feste Struktur kann eine ständige Erinnerung und Motivation gewährleisten, um dem Anruf der Gottesmutter treu zu bleiben. Eine solche Struktur wurde von Maria dem hl. Maximilian Kolbe gegeben. Es ist eine hierarchische Organisation, angefangen mit dem von der zuständigen kirchlichen Autorität bestellten Direktor, unterstützt von nationalen und örtlichen Moderatoren, die mit ihren eifrigen Rittern die MI vorstellen, sie gründen und alle notwendigen Mittel für die Ritter organisieren – für deren eigene Beharrlichkeit und deren Apostolat, Seelen für die Immaculata zu gewinnen. 

Strategie: Die Strategie der MI besteht darin, viele Ritter zu gewinnen und heranzubilden und sie so zu wirksamen Aposteln Unserer Lieben Frau von Fatima zu machen, um viele Seelen zu retten.

Da niemand wollen kann, was er nicht kennt, möchte P. Kolbe, dass die MI die modernsten Mittel einsetze, damit die Menschen Maria immer mehr kennen und immer tiefer lieben lernen. 

Der hl. Maximilian verpflichtet die Ritter zu fast nichts: nur zu einem Stoßgebet und dem Tragen der Wundertätigen Medaille, und natürlich dem Akt der Weihe, durch den man Ritter wird. Daher ist die MI in ihrem Wesen NICHT eine der vielen marianischen Bewegungen, sondern ist gegründet, um die Notwendigkeit zu verbreiten und zu verkünden, dass jeder Katholik sich von der Gottesmutter, sowohl in seinem persönlichen Kontakt mit Gott als auch in seiner Aufgabe hier auf Erden, leiten lassen muss. Mit anderen Worten, dass er die Nächstenliebe konkret üben muss, nämlich die Sorge um dessen ewiges Heil. 

Die ganze Strategie der MI besteht darin, dass der Ritter immer mehr vom großen Gesetz durchdrungen sei, in allen Dingen IHR WERKZEUG ZU SEIN, Kanal der Gnaden der Bekehrung und Heiligung zu werden durch seine Gebete, Opfer, Standespflichten und was auch immer gut und ehrbar ist im Leben.

Die Stärke dieser Strategie besteht darin, den ersten Eifer, der gewöhnlich schnell verloren geht, durch besondere Anstrengungen am Leben zu erhalten. Deshalb ist der Hauptpunkt der MI-Strategie, in den Gläubigen den Geist von Fatima lebendig zu halten, um sie in ihrer Hingabe beharrlich zu machen und sogar ihren apostolischen Eifer zu vermehren. Wie?

Erstens durch Rundbriefe, die Zeitschrift (Ritter der Immaculata) und andere Literatur, wodurch der Ritter immer tiefer in den Geist der Botschaft von Fatima eindringt, aber auch in das große Geheimnis Mariens selbst. 

Zweitens durch viele Mittel, die dem Ritter erlauben, konkret an der Bekehrung der Seelen zu arbeiten. Wo immer die MI etabliert ist, sollte eine „MI-Ecke“ eingerichtet werden, wo der Ritter alles für sein Apostolat bekommen kann.

Der hl. Maximilian nennt diese Mittel die Waffen des Ritters. Nun aber genügt es nicht, diese Waffen zu besitzen, man muss auch lernen, wie man sie richtig und wirksam einsetzt. Im Geiste von Fatima (siehe Erscheinung am 19. August 1917) sollten alle Ritter die Bedeutung des apostolischen Gebets (vor allem der Stoßgebete) und der kleinen täglichen Opfer im Auge haben. Maximilian empfiehlt stark die Verteilung der Wundertätigen Medaille, wenn möglich zusammen mit einem erklärenden Flugblatt. Die Verteilung sollte vernünftig und übernatürlich, d.h. vom Gebet begleitet und auf konkrete Menschen gerichtet sein.

Alle anderen Gegenstände, die bei der „MI-Ecke“ vorhanden sind, sollten von den Rittern unter ihren Bekannten, Nachbarn, Verwandten verteilt werden. Die MI-Internetseite (www.militia-immaculatae.info) ist ein sehr wirksames Mittel in unserer Zeit, um die Botschaft Unserer Lieben Frau zu verbreiten. Die Ritter sind nicht nur eingeladen, diese Seite zu besuchen, sondern auch sie zu verbreiten. 



 

Ritter der Immaculata – Apostel von Fatima

Wir haben gesehen, dass die MI zur Verwirklichung der Wahrheiten von Fatima die konkreten und praktischen Anweisungen liefert und die entsprechende Strategie vorschlägt. Fatima ist der Rettungsanker für die heilige Mutter Kirche. Maria erscheint und erklärt: Jedermann hat von Kindheit an eine Berufung in der streitenden Kirche, nämlich die Aufgabe, einen lebenslangen Kampf zu kämpfen, um ein einzigartig wichtiges Ziel zu erlangen – die Hölle zu vermeiden, in den Himmel einzutreten! Die Augen müssen auf das eine Notwendige fixiert sein, mit der Entschlossenheit, zu kämpfen für die Ehre der Königin und gegen die Feinde unseres Heiles.

Gott will sich unsrer bedienen, damit die Menschen ihn kennen und lieben lernen. Die große Botschaft von Fatima hätte nur eine magere Wirkung, wenn sie uns nicht zu konkreten und wichtigen Vorsätzen motivieren und mobilisieren würde. Eine gründliche Betrachtung der „ganzen Wahrheit über Fatima“ muss uns zu dem Schluss führen, dass die sehr kleine Herde der treuen Apostel Unserer Lieben Frau die Fatimakinder nachahmen muss. 

Wir sollten uns unserer unermesslichen Verantwortung bewusst sein. Je mehr wir empfangen haben, desto mehr müssen wir weitergeben! 

In Fatima bittet uns Maria, ihre Apostel zu werden. Das Wort „Apostel“ verbindet uns mit dem hl. Grignion von Montfort, der die wenigen treuen, übriggebliebenen Katholiken „Apostel Jesu und Mariens“ nennt. Durch Maximilian Kolbe macht sie uns verständlich, dass wir, wenn wir anfangen, ihre Wünsche zu erfüllen, sofort in die schlimmsten Schlachten und Kämpfe einzutreten haben; darum müssen wir ein Teil ihrer Armee sein, IHRE Ritter. Auf diese Weise erfüllen wir unsere tiefste Berufung als Glieder des mystischen Leibes Christi, der hier auf Erden die streitende Kirche ist.