1. Fastensonntag: Zeit, um unsere Seele wieder neu aufzubauen

Quelle: Distrikt Deutschland

Es war am Anfang der öffentlichen Lehrtätigkeit des Herrn. Christus hatte von Seiner Mutter Abschied genommen und war an den Jordan gezogen, um sich dort von Johannes taufen zu lassen. Bei der Taufe stieg der Hl. Geist in Gestalt einer Taube auf Ihn herab und der Vater bestätigte Ihn als seinen vielgeliebten Sohn. Unmittelbar danach zog der Herr in die Wüste. Der Hl. Geist trieb Ihn und Er blieb 40 Tage und 40 Nächte.

Was machte Er dort? Das Evangelium erwähnt nur, dass Er dort gefastet hat und setzt als selbstverständlich voraus, dass diese 40 Tage eine Zeit intensiven Gebetes waren. So hat Christus sich auf Sein Lehramt vorbereitet. Der hl. Markus fügt dem hinzu: „Er lebte unter den wilden Tieren.“ Jesus wird in den Schluchten der Wüste, in einer Höhle gehaust haben. Sonst wissen wir nichts Näheres über Seinen Aufenthalt.

Du bist hungrig

Als die 40 Tage vorüber waren, hatte der Herr großen Hunger. Da kam der Teufel und wollte Ihn versuchen. Er knüpft sofort an den Hunger Christi an und spricht zu Ihm: „Du bist hungrig, hast zur Ehre Gottes so lange gefastet, jetzt kannst du ein Wunder wirken. Du bist ja der Sohn Gottes. Darum befiehl, dass diese Steine Brot werden. Dann kannst du dich satt essen, wirst zu Kräften kommen und Vieles für das Reich Gottes wirken.“ Der Heiland aber antwortet: „In der Hl. Schrift steht geschrieben: Nicht vom irdischen Brot allein lebt der Mensch. Es gibt noch ein höheres Leben, das Leben der Seele, und das wird genährt von einer anderen Speise. Diese ist das Wort Gottes.“

Wir fragen uns, wo hier die Versuchung liegt? Hätte der Heiland nicht wirklich ein Wunder wirken können, um sich satt zu essen? Er, der uns alle Jahre wunderbar auf den Feldern das Korn und dann das Brot gibt, hätte Er nicht ein paar Steine in Brot verwandeln können?

Wir sehen hier die Schläue des Teufels. Er versucht den Gottessohn auf eine verschlagene Art und stellt die Situation sogar fromm dar. Er will den Heiland gleich am Anfang Seines Lehramtes vom Geistigen in das Irdische hinabziehen. Christus soll Sein Reich mit irdischen Mitteln aufbauen und dazu Seine Wundermacht zum eigenen Vorteil ausnutzen. Der Herr aber wird vor Pilatus sagen: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ Sein Kommen auf Erden dient nicht zuerst dazu, der leiblichen Not der Menschen abzuhelfen, sondern das Gottesreich in den Seelen zu gründen.

Der Blick von der Zinne

Danach nahm der Teufel den Herrn mit in die Stadt Jerusalem und stellte Ihn auf die Zinne des Tempels. Vielleicht war gerade ein Fest der Juden und hatte sich dort eine große Menge aus allen Teilen der damals bekannten Welt versammelt. „Sie werden denken, du kommst vom Himmel herab und werden dich sofort als Messias akzeptieren und begrüßen!“ Der Teufel beruft sich sogar auf den Psalm 90: „Er hat seinen Engeln befohlen, auf den Händen sollen sie Dich tragen, damit Du nicht den Fuß an einen Stein stoßest.“

Worin liegt hier die Versuchung? Der Teufel will Christus dazu verleiten, mit Aufsehen und Gepränge auf die Menschen einzuwirken. Wiederum schlägt er ihm menschliche und irdische Mittel vor, die zweifelsohne ihre Wirkung auf den Menschen nicht verfehlt hätten. Doch der Herr wollte solche Methode für Sein Gottesreich nicht wählen. Ruhm, Beziehungen, äußerliches Auftreten, schmeichlerische Reden, Versprechen ... sind die Instrumente, die der Mensch benutzt, um seinen Nächsten zu manipulieren. Christus aber bringt das göttliche Leben der Gnade. Still und ohne Aufsehen. Jeder soll sich frei und ohne jeglichen Zwang für das Angebot Gottes entscheiden können. Die Gnade, die Er schenken wird, ist zu wertvoll, als dass sie vermarktet werden könnte.

Alle Reiche der Erde

Am Ende stellt der Teufel Christus auf einen hohen Berg und zeigt Ihm alle Reiche der Erde. „Das alles gebe ich dir, wenn du niederfällst und mich anbetest.“ Er erwartet sicher nicht, dass der Sohn Gottes Sein Knie vor ihm beugen wird. Er will sagen: „Wenn du das Gottesreich mit irdischen Mitteln, mit Reichtum, mit Macht aufbauen willst, dann machst du schon einen Fußfall vor mir, dann bist du mir untertan.“

Menschlich gesprochen waren diese Versuchungen für den Herrn sehr verlockend. Nichts wünschte Er sehnsüchtiger, als die ganze Welt christlich zu machen. Der Teufel gibt Ihm alle innerirdischen Mittel in die Hand, wodurch Er die Menschen leicht für sich gewinnen könnte: Brot, Spiele, Reichtum und Macht. Aber dann hätte Er nicht ein Gottesreich, sondern ein Weltreich gegründet.

Versuchung der Kirche

Die Kirche steht wiederum vor derselben Versuchung. Sie hat die Sendung, Gott zu den Menschen zu bringen. Ihre Berufung zeigt sich in der Sorge für die Seelen. Ihre Aufgabe ist es, den Menschen das Wort Gottes zu verkünden und den Wert des Göttlichen zu zeigen. Indem sie diesen Auftrag erfüllt, zeigt sie die Schönheit der Schöpfung, die wahre Würde des Menschen und den großen Wert der Seelen. Gleichzeitig macht sie deutlich, wie alles Irdische auf das zukünftige, ewige Leben ausgerichtet ist. Wo die Kirche der Versuchung des Teufels erliegt, sich nur um die irdische, leibliche, soziale und psychische Not der Gläubigen kümmert und zur Versorgungsanstalt wird, verfehlt sie ihre Berufung.

Der Teufel in unserem Leben

Und auch wir - jeder von uns - werden immer wieder auf dieselbe Weise versucht. Wir kennen den Plan Gottes. Aber der Hunger nach der Befriedigung unserer Bedürfnisse, der Stolz und der damit verbundene Wunsch andere zu beeindrucken und die Faszination des Reichtums und der Macht, sind stark und allgegenwärtig. Und selbst wer den Glauben ernsthaft praktiziert, mag versucht sein ihn als eine Art übernatürlicher Lebensversicherung anzusehen „Ich glaube, darum muss mein Leben gelingen, in Frieden verlaufen, das Glück mir hold sein ... “

Dieses Evangelium hat in einer gewissen Weise die Fastenzeit geschaffen. Gemäß dem Vorbild des Herrn werden wir 40 Tage in die Wüste gehen. Diese Wochen sind eine Zeit der Befreiung. Alle Anstrengungen, die wir unternehmen, haben nur einen Zweck: Wir wollen uns aus der Verstrickung in das rein Irdische befreien, um für Gott zu leben. Die Fastenzeit ist eine wichtige Periode für den Aufbau und die Erneuerung unserer Seele.