Mit all unserer modernen Technik konnte kein vergleichbares Tuch hergestellt werden

Das Abbild auf dem Grabtuch: Ein Gemälde?

Nun haben wir Chirurgen, Gerichtsmediziner, Pathologen, Botaniker, Chemiker, Physiker, Mineralogen und sogar Numismatiker befragt. Bevor wir uns mit den weiteren wissenschaftlichen Untersuchungsergebnissen auseinandersetzten, sollten wir uns eine grundlegende Frage stellen: Hat man je irgendein anderes Tuch gefunden, an dem ein Leichnam einen ähnlichen Abdruck hinterließ? Diese Frage ist mit einem klaren Nein zu beantworten, nirgends und niemals wurde ein ähnliches Tuch gefunden, mit all unserer modernen Technik konnte ein vergleichbares auch nicht hergestellt werden und bis heute weiß niemand, wie der Abdruck auf das Tuch kam.

Vielleicht handelt es sich doch um eine Malerei, ein Gemälde? Gehen wir dieser Frage nach: Im ersten Artikel haben wir erfahren, dass das Turiner Grabtuch aus Leinen gewebt wurde und etwa 4,3 Meter lang und 1,1 Meter breit ist. Was uns dabei vielleicht nicht aufgefallen ist: das ist wirklich eine beachtliche Größe für ein Leinengewebe! Im Mittelalter gab es nämlich derart große Webrahmen überhaupt nicht, während wir wissen, dass im alten Ägypten auf Webstühlen gearbeitet wurde, die bis zu 3,5 Metern breit waren. Die Größe des Tuches entspricht einem antiken Längenmaß und das Tuch ist im sog. Fischgrätmuster gewebt, das in der Antike für wertvollere Stoffe in Syrien und Palästina verwendet wurde.

Auch der Nachweis von anderen Fasern, wie z.B. Hanf, deutet auf die Antike hin, denn damals war es üblich, unterschiedliche Fasern auf ein und demselben Webstuhl zu verarbeiten. Textilwissenschaftler lesen noch viel mehr Fakten aus dem Tuch heraus, z.B. dass die Art der Saumnaht genau derjenigen der Textilien entspricht, die auf der archäologischen Stätte der jüdischen Festung Massada gefunden wurden, die aus dem ersten Jahrhundert n.Chr. stammen, aber hier fortzufahren würde unseren Rahmen sprengen. 

Wie aber kam nun das detaillierte Abbild eines Körpers auf dieses Leinen? Die naheliegende Antwort wäre: durch Malerei! Aber stimmt das auch?