Die Liebe Gottes ist eine Kraft, die uns stärkt

Diese Novene kann an allen Tagen des Kirchenjahres gebetet werden. Verrichtet man diese neuntägige Andacht als Vorbereitungsnovene auf das Pfingstfest so beginnt man am Freitag nach dem Fest Christi Himmelfahrt. 

An jedem Novenentag wird zu Beginn der Pfingsthymnus Komm Schöpfer Geist gebetet. Daraufhin liest man den Betrachtungstext für den jeweiligen Tag und betet zum Abschluss die Pfingstsequenz. Die Gebete um die sieben Gaben und die zwölf Früchte des Heiligen Geistes am Ende dieses Büchleins sind nicht Bestandteil dieser Novene, können aber nach Belieben angefügt werden.

  1. „Stark wie der Tod ist die Liebe“ (Hohes Lied 8, 6). Gleichwie es in der Welt keine Kraft gibt, die dem Tode widerstehen kann, so gibt es auch für eine Seele, die Gott liebt, keine Schwierigkeit, die nicht endlich der Liebe weichen müsste. Wenn es darauf ankommt, dem Geliebten wohlzugefallen, so erträgt die Liebe alles: Verlust, Verachtung und Schmerz. Nichts ist so hart, das dem Feuer der Liebe nicht nachgeben müsste. Das sicherste Kennzeichen der Liebe Gottes besteht also darin, dass die Seele dem Herrn nicht nur im Wohlergehen, sondern auch zur Zeit der Trübsal in der Liebe treu bleibt. „Gott ist ebenso liebenswürdig“, sagt der hl. Franz von Sales, „wenn Er Widerwärtigkeiten, als wenn Er uns Tröstungen schickt; denn Er tut ja alles aus Liebe zu uns.“ Ja, je mehr Er uns auf Erden züchtigt, desto mehr liebt Er uns. Der hl. Johannes Chrysostomos schätzte den heiligen Paulus glücklicher, weil er in Ketten geschmachtet hatte, als weil er in den dritten Himmel entrückt worden war. Deshalb freuten sich auch die heiligen Martyrer inmitten ihrer Leiden; ja, wenn sie aus Liebe zu Gott etwas zu leiden hatten, so dankten sie ihm dafür als für die größte Gnade, die Er ihnen erweisen könnte. Die anderen Heiligen aber, die nicht von den Tyrannen gepeinigt wurden, sind aus Liebe zu Gott durch ihre Bußwerke ihre eigenen Peiniger geworden.
  2. Der hl. Augustinus sagt: „Wer liebt, ermüdet nicht, und sollte er auch müde werden, so liebt er diese Ermüdung.“ — O Gott meiner Seele, zwar sage ich, dass ich Dich liebe, allein was tue ich aus Liebe zu Dir? — Viel zu wenig. Das ist also ein Zeichen, dass ich Dich kaum oder noch viel zu wenig liebe. Sende mir also, o mein Jesus, den Heiligen Geist, damit Er mir Kraft verleihe, ehe ich sterbe, aus Liebe zu Dir zu leiden und mit Großherzigkeit etwas für Dich zu tun! Lass mich doch, geliebter Heiland, nicht sterben in diesem Zustand der Kälte und Undankbarkeit, in dem ich bisher dahingelebt habe. Schenke mir Kraft, das Leiden zu lieben, nachdem ich so viele Sünden begangen, wofür ich den Himmel verloren hätte. O mein Gott, der Du lauter Güte und Liebe bist, Du wünschest in diesem Herzen zu wohnen, aus dem ich Dich so oft vertrieben habe! Komm, schlage Deine Wohnung darin auf; nimm es in Besitz und mache, dass es ganz Dir angehöre. Ich liebe Dich, mein Gott; aber da ich Dich liebe, so bist Du schon bei mir eingekehrt; denn der hl. Johannes versichert mich: „Wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm“ (1 Joh 4, 16). Weil Du also schon bei mir bist, so vermehre in mir die Liebe; binde mich fest mit den Banden der Liebe, damit ich nichts wünsche, nichts suche, nichts liebe, als Dich allein und damit ich, mit Dir vereinigt, mich nie wieder von Deiner Liebe trenne. Ich will Dir angehören, mein Jesus, ich will ganz Dein sein.

O Maria, meine Königin und Fürsprecherin, erlange mir Liebe und Beharrlichkeit! Amen.