Die Liebe Gottes ist ein Schatz, der alle Güter in sich schließt

Diese Novene kann an allen Tagen des Kirchenjahres gebetet werden. Verrichtet man diese neuntägige Andacht als Vorbereitungsnovene auf das Pfingstfest so beginnt man am Freitag nach dem Fest Christi Himmelfahrt. 

An jedem Novenentag wird zu Beginn der Pfingsthymnus Komm Schöpfer Geist gebetet. Daraufhin liest man den Betrachtungstext für den jeweiligen Tag und betet zum Abschluss die Pfingstsequenz. Die Gebete um die sieben Gaben und die zwölf Früchte des Heiligen Geistes am Ende dieses Büchleins sind nicht Bestandteil dieser Novene, können aber nach Belieben angefügt werden.

  1. Die Liebe Gottes ist jener Schatz, von dem das Evangelium sagt, dass man alles verlassen müsse, um ihn zu erlangen. Die Liebe macht uns nämlich der Freundschaft Gottes teilhaftig. „Sie ist ein unendlicher Schatz; wer ihn benutzt, wird der Freundschaft Gottes teilhaftig“ (Weish 7, 14). „O Mensch“, sagt der hl. Augustinus, „warum suchst du Güter? Suche ein Gut, das alle Güter in sich schließt!“ Aber dieses eine Gut, nämlich Gott, können wir nicht finden, wenn wir die irdischen Dinge nicht verlassen. Die hl. Theresia sagte: „Wende dein Herz von den Geschöpfen ab und du wirst Gott finden. Wer Gott findet, findet alles, was er sich nur wünschen kann.“ – „Habe deine Freude an dem Herrn, so wird Er dir geben, was dein Herz verlangt“ (Ps 36, 4). Das menschliche Herz strebt ohne Aufhören nach Gütern, die es beglücken können. Sucht dasselbe aber diese Güter bei den Geschöpfen, so wird es, was diese ihm auch bieten mögen, doch niemals befriedigt werden. Wenn unser Herz aber dahin gelangt, nichts anderes als Gott allein zu verlangen, so stellt der Herr alle seine Wünsche zufrieden. Wer ist wohl glücklicher hier auf Erden als die Heiligen? Und woher kommt das? Weil sie nichts mehr wollen und verlangen als Gott allein.  –  Ein Fürst begegnete einst auf der Jagd im Walde einem Einsiedler und fragte denselben, was er in dieser Einöde suche. „Und was suchst denn du, mein Fürst?“ erwiderte der Einsiedler. „Ich mache Jagd auf wilde Tiere“, antwortete jener. „Und ich,“ entgegnete der Einsiedler, „ich suche Gott selbst zu erjagen.“  –  Als ein Christenverfolger dem hl. Clemens Gold und Edelsteine anbot, wenn er Christum verleugne, rief der Heilige seufzend aus: „Wie ist es nur möglich, dass man Gott mit ein wenig Staub vergleichen kann!“
  2. Selig derjenige, der erkennt, welch ein großer Schatz die Liebe Gottes ist und der ihn dann zu erlangen sucht. Hat er ihn gefunden, so wird er sich aus eigenem Antrieb aller irdischen Dinge berauben, um nichts mehr zu besitzen als Gott allein. „Wenn das Haus brennt“, sagt der hl. Franz von Sales, „so wirft man alle Geräte zum Fenster hinaus.“  –  Der große Diener Gottes, Pater Segneri der Jüngere, pflegte zu sagen, die Liebe Gottes sei eine Räuberin, die uns aller irdischen Neigungen beraube, sodass wir ausrufen: „Was sollte ich anderes wollen als Dich, mein Gott, allein!“

Bis jetzt, o mein Gott, habe ich nicht wirklich Dich gesucht sondern eher nur mich und die Erfüllung meiner Wünsche. Auf diese Weise habe ich Dir, meinem höchsten Gut, wiederholt den Rücken zugewandt. Doch tröstet mich das Wort des Propheten: „Gütig ist der Herr dem, der Seiner harrt, der Seele, die Ihn sucht“ (Klagel. 3,25). Es sagt mir, dass Du, o Herr, voll Güte gegen jene bist, die Dich suchen. Geliebter Heiland, ich erkenne, welch großen Fehler ich begangen, da ich Dich verlassen habe und bereue dies nun von ganzem Herzen. Ich erkenne, welch unendlich großer Schatz Du bist und ich will mich dieser Erkenntnis nicht länger verschließen. Ich entsage allem und erwähle Dich zum einzigen Gegenstand meiner Liebe. Mein Gott, meine Liebe, mein Alles, ich liebe Dich, ich verlange und seufze nach Dir! O Heiliger Geist, komm und läutere mein Herz durch das Feuer Deiner heiligen Liebe und befreie mich von allen ungeordneten Neigungen, die nicht Dich zum Gegenstande haben! Gib, dass ich Dir ganz angehöre und alles überwinde, um Dir wohlzugefallen.

O Maria, meine Mutter und Fürsprecherin, hilf mir durch Dein Gebet! Amen.