Die Liebe Gottes ist ein Gast, der keinen anderen in der Seele duldet
Diese Novene kann an allen Tagen des Kirchenjahres gebetet werden. Verrichtet man diese neuntägige Andacht als Vorbereitungsnovene auf das Pfingstfest so beginnt man am Freitag nach dem Fest Christi Himmelfahrt.
An jedem Novenentag wird zu Beginn der Pfingsthymnus Komm Schöpfer Geist gebetet. Daraufhin liest man den Betrachtungstext für den jeweiligen Tag und betet zum Abschluss die Pfingstsequenz. Die Gebete um die sieben Gaben und die zwölf Früchte des Heiligen Geistes am Ende dieses Büchleins sind nicht Bestandteil dieser Novene, können aber nach Belieben angefügt werden.
1. Der Heilige Geist wird ein Gast der Seele genannt, „süßer Gast der Seele“. Diesen Gast hat Jesus jenen verheißen, die ihn lieben, da Er spricht: „Wenn ihr mich liebt, so haltet meine Gebote. Dann will ich den Vater bitten, und Er wird euch einen andern Beistand geben, der für immer bei Euch bleiben soll, den Geist der Wahrheit“ (Joh 14, 15f.). Der Heilige Geist verlässt die Seele nie, wenn sie selbst Ihn nicht aus ihrem Herzen vertreibt. „Er verlässt nur dann“, sagt ein Schriftsteller, „wenn Er selbst verlassen wird“. Gott wohnt also in einem Herzen, das Ihn liebt; aber Er selbst erklärt, dass Er nur dann mit uns zufrieden ist, wenn wir ihn von ganzem Herzen lieben. Der hl. Augustinus berichtet, dass die heidnischen Römer Jesus Christus deshalb nicht unter die Zahl ihrer Götter aufnehmen wollten, weil er ein stolzer Gott sei, der allein angebetet werden wolle. Sie hatten Recht; und wirklich: der Heiland duldet in dem Herzen, das Ihn liebt, keinen anderen Genossen. Er will allein darin wohnen, Er will allein geliebt werden; und wenn Er sieht, dass außer ihm irgendein Geschöpf teil an unserm Herzen hat, so betrachtet Er dasselbe sozusagen mit neidischen Augen. Der hl. Jakobus schreibt deshalb: „Meint ihr, die Schrift sage umsonst: Voll Eifersucht verlangt es ihn nach dem Geist, den Er in uns Wohnung nehmen ließ?“ (Jak 4, 5) „Kurz:“, so sagt der hl. Hieronymus, „Jesus ist ein eifersüchtiger Gott.“ Deshalb lobt unser himmlischer Bräutigam jene Seelen, die wie die Turteltauben einsam und von der Welt entfernt leben: „Deine Wangen sind schön wie die der Turteltaube“ (Hohes Lied 1, 9; Vulgata). Darum will Er, dass die Welt keinen Teil an jener Liebe habe, die Er allein besitzen will und nennt Seine Braut einen verschlossenen Garten: „Ein verschlossener Garten bist du, meine Schwester, meine Braut“ (Hohes Lied 4, 12). Du bist ein Garten, der aller irdischen Liebe verschlossen ist.
2. Verdient etwa Jesus Christus unsere Liebe nicht? Der hl. Johannes Chrysostomos sagt: „Alles hat Er dir gegeben, nichts hat Er sich vorbehalten.“ Sein Leben und sein Blut hat Er für dich hingegeben und es bleibt ihm nichts mehr übrig, das Er dir noch geben könnte. – Ich erkenne, o mein Gott, wie sehr Du verlangst, dass ich Dir ganz angehöre. Obgleich ich Dich so oft aus meinem Herzen vertrieben habe, hast Du dennoch wieder in dasselbe zurückkehren wollen, um Dich mit mir zu vereinigen. So nimm denn jetzt vollkommen Besitz von meinem Herzen; ich schenke mich Dir heute ganz und gar. Nimm mich an, mein Jesus, und lass nicht zu, dass ich in der Folge auch nur einen Augenblick lebe, ohne Dich zu lieben. Du suchst mich; auch ich will nichts anderes als Dich. Du willst, dass mein Herz ganz Dir angehöre; siehe, mein Herz begehrt nichts anderes als Dich allein, Du liebst mich; auch ich liebe Dich. Und weil Du mich liebst, so vereinige mich immer inniger mit Dir, damit ich nie wieder von Dir getrennt werde.
O Maria, Königin des Himmels, auf dich setze ich all mein Vertrauen! Amen.