Die Liebe Gottes ist ein Band, das uns mit Gott vereinigt

Diese Novene kann an allen Tagen des Kirchenjahres gebetet werden. Verrichtet man diese neuntägige Andacht als Vorbereitungsnovene auf das Pfingstfest so beginnt man am Freitag nach dem Fest Christi Himmelfahrt. 

An jedem Novenentag wird zu Beginn der Pfingsthymnus Komm Schöpfer Geist gebetet. Daraufhin liest man den Betrachtungstext für den jeweiligen Tag und betet zum Abschluss die Pfingstsequenz. Die Gebete um die sieben Gaben und die zwölf Früchte des Heiligen Geistes am Ende dieses Büchleins sind nicht Bestandteil dieser Novene, können aber nach Belieben angefügt werden.

  1. Gleichwie der Heilige Geist, die unerschaffene Liebe, ein unauflösliches Band ist, das Gott den Vater mit Seinem Sohne verbindet, so ist Er auch ein Band, das die Seele mit Gott vereinigt. „Die Liebe Gottes“, sagt der hl. Augustin, „ist eine Tugend, die uns mit Gott verbindet.“ Deshalb rief der hl. Lorenz Justinian voll Freude aus: „O Liebe, welch ein mächtiges Band bist du, da du einen Gott mit unseren Seelen zu vereinigen im Stande bist!“ Die Bande dieser Welt sind Bande des Todes; Gottes Bande aber sind Bande des Lebens und des Heiles. „Seine Bande sind Bande des Heiles“ (Ekkl 16, 31). Sie vereinigen uns nämlich mittels der Liebe mit Gott, der unser wahres und alleiniges Leben ist.



    Ehe Jesus Christus auf die Welt gekommen, flohen die Menschen vor Gott. Da sie voll Anhänglichkeit an die irdischen Dinge waren, so wollten sie sich nicht mit ihrem Schöpfer vereinigen; aber unser liebevoller Gott hat sie mit den Banden der Liebe an sich gezogen, wie Er es durch den Propheten schon versprochen hatte: „Mit menschlichen Banden zog ich sie, mit Banden der Liebe“ (Os 11, 4). Diese Bande der Liebe sind die Wohltaten, die uns Gott erwiesen hat, die Erleuchtungen, die Er uns erteilt, das Gebot, Ihn zu lieben, die Verheißung des Himmelreiches und vor allem, dass Er uns Seinen Sohn am Kreuze und im allerheiligsten Altarsakrament geschenkt hat, sowie endlich die Sendung des Heiligen Geistes. Deshalb ruft denn auch der Prophet aus: „Löse die Bande deines Halses, du gefangene Tochter Sions“ (Is 52, 2). O Seele, die du für den Himmel erschaffen bist, löse deine irdischen Fesseln und vereinige dich mit Gott durch das Band Seiner heiligen Liebe! „Habet die Liebe, die das Band der Vollkommenheit ist“ (Kol 3, 14).

     
  2. Die Liebe ist ein Band, das alle Tugenden in sich schließt und der Seele alle Vollkommenheit verleiht. „Liebe! und dann tue, was du willst“, sagt der hl. Augustinus. Wer nämlich Gott liebt, der bemüht sich, alles zu fliehen, was seinem Geliebten missfallen könnte und sucht in allen Dingen Gott wohlzugefallen.



    Gütigster Jesus, Du hast mit allen Mitteln um meine Liebe geworben; es hat Dich viel gekostet, meine Liebe zu erlangen! Groß wäre daher mein Undank, wenn ich, nachdem Du Dein Blut für mich vergossen und Dein Leben für mich hingegeben hast, Dich nur wenig liebte oder mein Herz zwischen Dir und den Geschöpfen teilen wollte. Ich will mich von allem losschälen und Dir allein alle meine Neigungen schenken. Aber ich bin zu schwach, um meinen Wunsch ins Werk zu setzen; gib Du, der Du mir diese Gesinnungen eingeflößt, meiner Seele auch die Kraft, sie auszuführen. Verwunde, o Jesus, mein armes Herz mit den Pfeilen Deiner Liebe, damit es fortwährend nach Dir seufze, ohne Unterlass Dich suche, nur nach Dir verlange und allzeit Dich finde. Mein Herr und Heiland, ich will nur Dich, Dich einzig allein! Gib, dass ich oft im Leben und besonders im Tode diese Worte wiederhole: „O Jesus, ich liebe Dich von ganzem Herzen – nur Dich allein!“ 

O Maria, meine Mutter, erwirke mir die Gnade, dass ich von heute an Gott liebe aus meinem ganzen Herzen, aus meiner ganzen Seele, aus meinem ganzen Gemüte und aus allen meinen Kräften! Amen.