Ist das Grabtuch eine geniale Fälschung aus dem Mittelalter? (Teil 2)
- Weder mit Durchleuchtungsmethoden noch durch Röntgenaufnahmen kam man voran. Während sich in den Röntgenaufnahmen deutlich die Ränder von Wasserflecken infolge der Brandlöschung im Jahr 1532 darstellten, fand man keine Spuren des Körperbildes. Auch die Bestrahlung mit Wood-Licht gab kein Resultat: es zeigte sich weder Fluoreszenz noch Reflektion – was man von Farbpigmenten erwartet hätte.
- Und dann gibt es noch ein äußerst spannendes Detail: Das Abbild liegt nur in der obersten Faserschicht auf der dem Körper zugewandten Seite, die „Verfärbung“ reicht nur 0,2 Mikrometer (zwei zehntausendstel Millimeter) tief, betrifft also nur 2-3 von 200 Fasern eines Fadens! Der innere Zellstoff ist hingegen völlig farblos. Dieses Phänomen können wir gleichmäßig über die gesamte Länge des Tuches feststellen. Welchem Künstler sollte es gelingen, ein solches Gemälde zu schaffen?
- Im Unterschied zu dem Abbild durchdringen die Blutflecken aber alle Faserschichten. An keiner Stelle konnte man eine Ausbreitung der „Farbe“ von den betroffenen Fasern in die Nachbarfasern finden – im Gegensatz zu den Wasserflecken. Das Löschwasser nach den Bränden drang kapillarförmig in die Fäden ein und durchtränkte das Gewebe bis auf die Rückseite.
- Der Einsatz von Mikroskopen mit mehr als tausendfachen Vergrößerungen brachte weitere erstaunliche Erkenntnisse: Der Abdruck muss absolut thermostabil sein, sogar größte Hitze bei den Bränden, denen das Grabtuch schon ausgesetzt war, hat den Abdruck selbst auch in einer Entfernung von nur einem Millimeter von den Verbrennungsspuren des Tuches nicht verändert!
- Und vergessen wir nicht: das Abbild ist ein Negativ, welcher Künstler wäre je auf die Idee gekommen, ein Negativ zu malen. Niemand kannte den Ausdruck vor der Erfindung der Fotografie.
Hier sind wir an einem Punkt angelangt, wo man sagen muss: Die Verwendung von Farbe ist völlig ausgeschlossen! Die Abbildung auf dem Grabtuch kann nicht durch Malerei entstanden sein!