Gnadenreiches Weihnachtsfest!

Geburt Christi – Kirche Sainte-Flaive-des-Loups

«Nichts Schöneres, nichts Grösseres, nichts Reicheres, nichts Erhabeneres kann jemandem gewünscht werden, als dass er die Gaben, die unser Herr Jesus Christus uns zu bringen gekommen ist, empfängt und in ihnen wächst.» [Erzbischof Marcel Lefebvre, 1977].

Das sind unsere Wünsche für alle unsere Leser zum Fest der Geburt Christi!

Zur Vertiefung bieten wir Ihnen einen Text von Pater Auvray über das Geheimnis von Weihnachten an.

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Die erste Geste einer Mutter ist es, das Kind, das sie gerade geboren hat, begierig zu betrachten. Auch die Muttergottes kannte diese Freude über den ersten Blick auf ihr neugeborenes Kind. Zweifellos schlug ihr Herz dann ein wenig schneller, und auch, als sie es zum ersten Mal küsste. Die ganze menschliche Zärtlichkeit war in diesem ersten Blick und diesem ersten Kuss versammelt. In der Stille und Einsamkeit der Nacht, in einer armseligen Hütte, drückte die neue Eva das Kind Gottes, dessen Mutter sie war, an ihr Herz.

Gottes Feingefühl wollte es, dass die Jungfrau Maria diese ersten Augenblicke eines einzigartigen Glücks allein mit Josef erlebte.

Schweigend betrachteten sie das Meisterwerk der ewigen Liebe. Dieses kleine, zerbrechliche, rührende Wesen war also der Begehrte der Völker, die göttliche Frucht des Jessebaums, die Erfüllung der von den Propheten überlieferten Verheissungen Gottes.

Der Gott des Sinai offenbarte sich der Welt auf die unerwartetste Weise. Es war nicht der Glanz der Majestät und der Macht. Die neue göttliche Offenbarung ergänzte die erste auf eine Weise, die selbst die verhärtetsten Herzen berührte.

Maria nahm wahr, dass es in Gott ein ewiges Geheimnis der Kindheit gibt, das aller menschlichen Begrenzungen entkleidet ist. Marias Herz fühlte, dass in Gott die Fülle der Anfänge liegt. Gott hat nie aufgehört zu existieren. Dennoch altert der ewige Ausfluss des göttlichen Lebens nicht. Es ist immer die gleiche Jugend in der gleichen Vollkommenheit. Indem Maria ihren Jesus anbetete, der seinen irdischen Lauf begann, betete sie die endlose Jugend des ungeschaffenen Lebens an.

Geburt Christi – Kathedrale Saint-Pierre, Montpellier

Wie sollte das Herz Marias nicht vor Liebe und Dankbarkeit zerfliessen?

Das Herz der Menschen lässt sich allzu oft von der Verlockung des Scheins der Macht, der Grösse und des Reichtums gefangen nehmen. Allein durch seine Anwesenheit lenkte das kleine Kind in der Krippe die Aufmerksamkeit auf das Wesentliche. Es war ein Aufruf zur Entäusserung, aber nicht zu steriler Entäusserung.

Wer hätte ärmer, verborgener, demütiger sein können als Maria und Josef im Stall von Bethlehem? Aber auch: Wer konnte reicher, grösser und im Laufe der Jahrhunderte mehr in den Vordergrund gerückt sein? Wann werden wir die Lehre endlich begreifen?

In Bethlehem betrachtete Maria die göttliche Kindheit und Einfachheit in all ihrer Pracht. Wie könnte ihr Herz diese aussergewöhnlichen Augenblicke vergessen, in denen sie allein mit Josef ihr in Windeln gewickeltes und in eine Krippe gelegtes Kind anbetete? Es waren zweifellos die rührendsten, die sie je erlebte.

Maria und Josef, die ganz in ihrem Glück aufgingen, erkannten gleichzeitig, dass es nicht ihr eigenes war. Es war das Glück der gesamten Menschheit bis zum Ende der Zeiten.

Als sie das göttliche Kind sahen, dachten sie auch an die armen Menschenkinder, die Kinder ihrer Familie, ihrer Nachbarschaft und aller Generationen. Der Engel hatte gesagt: «Seine Herrschaft wird kein Ende haben».

Sie freute sich für uns. Eine Generation nach der anderen würde etwas von der Freude erfahren, die ihr Herz erfüllte. Unzählige Menschen, die sich ihren Gefühlen anschlossen, erlebten im Geiste jene Augenblicke, die ihre Wonne waren.

Marias Herz war erfüllt. Sie sah ihr Kind vor sich. Sie dachte an ihre Kinder auf der Erde, die sie vor allem in diesem Augenblick selig preisen würden. Die ganze Freude der Menschheit vereinte sich mit der göttlichen Freude und strömte in ihr Herz.

Die Momente der Einsamkeit, die Joseph und Maria in der Gegenwart des göttlichen Kindes erlebten, erschienen ihnen sehr kurz. Überwältigt vom göttlichen Wohlwollen waren ihre Herzen eins, um den Allerhöchsten zu preisen und das Kind anzubeten.

Geburt Christi – Kirche Saint-Martin, Palaiseau

O Maria, in der Betrachtung des Geheimnisses der Geburt lehre unsere Herzen, sich in die Schule deines Herzens zu begeben. Wir sind mit nutzlosen Zuneigungen belastet. Wir machen uns selbst etwas vor, indem wir nach Gütern streben, die es nicht wert sind. Reinige uns! Dein Herz hat das Jesuskind mit Feingefühl, mit Respekt, mit Zärtlichkeit und mit einem unvergleichlichen Elan geliebt.

Wir müssen Deine Achtung, Deine Zartheit und Deinen Eifer kennenlernen.

Die vom Glauben abgefallene Welt, in der wir leben, hat ihre Reinheit, die Armut und die Demut in der Krippe vergessen. Wir werden täglich dazu verleitet, ihren Verführungen zu folgen. Wende uns ab von den tödlichen Gefahren, die uns bedrohen, und führe uns zu dem, der lebendig ist in alle Ewigkeit.

Gewöhne unsere Herzen daran, wie das Deine nur für die unendliche Liebe empfänglich zu sein, jene Liebe, die, um uns noch mehr zu berühren, uns in der Gestalt deines neugeborenen Kindes erscheinen wollte.