Gedanken zum Advent: Wasserkrüge als steinerne Zeugen

Hochzeit zu Kana, Giotto di Bondone

Aus den Schriftrollen von Qumran am Toten Meer (entdeckt 1947) haben wir die Kenntnis, dass man diese Berechnungen ernst nahm, umso ernster, je näher man dem vorausgesagten Zeitpunkt kam. So zogen die Essener in die Wüste, um sich dort auf die Ankunft des Messias vorzubereiten. Auch der Bau des Tempels durch Herodes hatte eine symbolische Bedeutung und kündigte die Ankunft des Messias an. Die Menschen bereiteten sich für die Ankunft, sie wollten alle Vorschriften der kultischen Reinheit erfüllen. Die Tosefta (ein Sammelwerk mündlicher Überlieferungen und Traditionen des Judentums aus rabbinischer Zeit) schreibt über die damalige Situation „Reinheit brach aus in Israel“. Das hatte sogar eine Auswirkung auf die Gefäßkultur der Juden. Bei Ton oder Silber befürchtete man Verunreinigungen, nur Stein galt als kultisch rein. Und so kam es in einer einzigen, kurzen Periode, nämlich während des herodianischen Tempels (19 v. Chr. bis 70 n. Chr.) zur Verwendung von großen steinernen Wasserkrügen, in denen der Wasservorrat für die kultische Reinigung aufbewahrt wurde. Von ihnen existieren noch heute etliche gut erhaltene Exemplare im jüdischen Viertel der Altstadt von Jerusalem, auch an anderen Orten fand man Fragmente von solchen Krügen. Diese Wasserkrüge werden in den Evangelien erwähnt bei der Hochzeit von Kana - und betten den Bericht des ersten Wunders Jesu in eine geschichtlich genau zu datierende Zeit. Wie oft hören wir heute, dass es sich bei den Evangelien um erfundene Geschichten handle, die erst viel später niedergeschrieben wurden. Wer von denen, die sich diese „Geschichten“ ausgedacht hätten, hätte das historische Wissen um solche Zusammenhänge gehabt, deren wir unzählige im neuen Testament finden?