Gedanken zum Advent: Herodes bangt um seine Königswürde

Und so machten sich die „Weisen aus dem Morgenlande“ auf den langen Weg nach Westen. Wie viele es waren, wissen wir nicht, denn der hl. Evangelist Matthäus schreibt nur: „Als nun Jesus geboren war ... da kamen Weise aus dem Morgenlande nach Jerusalem …“ Die Tradition leitete die Zahl drei von den drei Gaben ab, die dem Kinde gebracht wurden. Von Ekbatana zogen die Weisen 1600 Kilometer auf den Karawanenwegen der Seidenstraße nach Jerusalem und ihr erster Weg führte sie in den Palast des Herodes. Es war ihnen wohl kaum bekannt, dass es sich bei diesem Herrscher um einen äußerst grausamen, von einem Verfolgungswahn geplagten Mann handelte, der panische Angst hatte, seinen Thron zu verlieren und daher niemanden verschonte, der auch nur im geringsten Verdacht stand, die Königswürde für sich beanspruchen zu wollen. Seine Frau, etliche Mitglieder seiner Familie, seine Freunde und sogar drei Söhne fielen seinem Wahn zum Opfer, er ließ sie alle töten. Zugleich mit zweien seiner Söhne wurden dreihundert Offiziere und Hofbeamte ermordet, die er der Verschwörung bezichtigte. Kaiser Augustus kommentierte seine Grausamkeit: „Es ist besser, ein Schwein des Herodes zu sein, als sein Sohn“ (Schweine wurden von den Juden nicht geschlachtet). Wir verdanken unser Wissen über Herodes dem jüdischen Geschichtsschreiber Flavius Josephus, dieser beschreibt den Verfolgungswahn des Despoten, der Späher aussandte in jeden Winkel seines Reiches und die ihm minutiös berichten mussten, was im Land über ihn gesprochen wurde. Stand jemand bloß in Verdacht, sich abfällig über den Herrscher geäußert zu haben, wurde er sofort ermordet. Als im Jahr 5 v. Chr. einige Pharisäer die Geburt des Messias voraussagten, wurden auch sie sofort hingerichtet. War diese Prophezeiung der indirekte Auslöser des Kindermords von Bethlehem?