Gedanken zum Advent: Auch Rom wartet auf den Erlöser

Andrea del Castagno: Sibylle von Cumae, um 1450

Nicht nur in Israel wartete man in dieser Zeit auf den Messias, beruhend auf den Prophezeiungen der jüdischen Propheten, sondern auch in Rom und sogar in Persien, also praktisch in der gesamten antiken Welt. Nahezu während der ganzen Geschichte des antiken Roms wurden in Krisensituation die „Sibyllinischen Bücher“ zu Rate gezogen, es handelte sich dabei um eine Sammlung von griechischen Orakelsprüchen und Weissagungen. Darunter gab es eine Prophezeiung für die Zeit um die Zeitenwende, die von der Geburt eines Kindes durch eine Jungfrau sprach, das die Welt erlösen und ein neues Zeitalter einleiten würde. Da Augustus im gesamten Reich Frieden geschaffen hatte, bezogen viele seiner Zeitgenossen diese Prophezeiung auf ihn, was ihn in seinem Sendungsbewusstsein bestärkte. Er war sich jedoch sicher klar darüber, dass diese Prophezeiung nicht ihn meinen konnte (Jungfrauengeburt!), jedoch erkennen wir in dieser Erwartungshaltung die Grundstimmung jener Zeit.