Ein Wunder vor den Augen der Welt - vor dem Feuer gerettet
Wir haben von dem großen Brand, dem das Grabtuch im Jahr 1532 ausgesetzt war, gehört. Noch einmal in der bewegten Geschichte dieses Leinentuches war es durch Feuer gefährdet und das in jüngster Zeit. Am 12. April 1997 brach in den frühen Morgenstunden ein Feuer in der Turiner Kathedrale San Giovanni Battista aus und griff auf den angrenzenden Königspalast über. Es hatte seinen Ursprung in der Kapelle, in der das Grabtuch aufbewahrt wird. Die mit Holz ausgekleidete Kapelle fiel dem verheerenden Brand zum Opfer, ihre Restaurierung sollte 21 Jahre dauern, erst im Jahr 2018 wurde sie wiedereröffnet. Das Grabtuch aber konnte unversehrt gerettet werden.
Geschah dies nur durch den übermenschlichen Einsatz eines Feuerwehrmannes oder aber durch direktes Eingreifen Gottes? Lassen wir den Feuerwehrmann Mario Trematore selbst sprechen: "Ich schlug und schlug immer und immer wieder mit dem Hammer gegen das Panzerglas. Ich wusste, dass die Zeit mir unter den Händen zerrann. Ich wurde fast besinnungslos, aber dann spürte ich, wie etwas Höheres mich dirigierte und dann wusste ich es: Gott half mir bei dieser Rettung, er gab mir die Kraft dazu. Meine Hände und mein Gesicht bluteten, aber der Schrein war frei. Danach weiß ich nichts mehr." Wie in Trance hatte er das vierschichtige, kugelsichere Sicherheitsglas mit übermenschlicher Kraft durchschlagen.
Vor der Kathedrale hatten sich 3000 Menschen versammelt und Millionen verfolgten die Szene im Fernsehen und bangten um das kostbare Vermächtnis. Als die Feuerwehrleute, den Schrein auf ihren Schultern tragend, vor die Kirche traten, jubelte und applaudierte die versammelte Menschenmenge. Der Erzbischof von Turin sagte später, und er tat das unter Tränen: „Das Tuch ist unbeschädigt, es ist ein Wunder!“
Die Brandursache konnte nie vollständig geklärt werden. Die Kapelle war vollständig zerstört, das Grabtuch aber wurde gerettet. Der Kardinal nennt es ein Wunder, der Feuerwehrmann fühlte die Nähe Gottes, die ihm die übermenschliche Kraft verlieh, das Panzerglas einzuschlagen. Wenn dies so ist, so muss man sich fragen: Hätte Gott ein solches Wunder gewirkt, wenn es sich bei dem Grabtuch um eine Fälschung handelte? Oder aber hat Gott uns erneut ein Zeichen gegeben, uns aufgerüttelt in unserer neuheidnischen Zeit?
Heute ist Gründonnerstag und wir treten ein in das österliche Triduum, die heiligsten Tage des Jahres. In dieser Nacht hat unser Herr Blut geschwitzt. Heute wissen wir, dass es die sog. Hämhidrose, das Blutschwitzen gibt, auch wenn es sehr selten und nur bei einer gewissen Disposition auftritt. Es ist wohl nicht von ungefähr, dass nur der Evangelist Lukas uns darüber berichtet, als Arzt kannte er das Phänomen wohl. Durch Todesangst kann es aufgrund der inneren und äußeren Anspannung zu einem Platzen von kleinsten Hautgefäßen kommen, das aus den Poren austretende Blut vermischt sich mit dem Schweiß. Eine Folge der Hämhidrose ist eine stark verstärkte Schmerzempfindung, das muss man wissen hinsichtlich der nachfolgenden Qualen, die unser Herr Jesus Christus durchlitt: die Geißelung, das Aufsetzen der Dornenkrone, der Gang zur Hinrichtungsstätte, die Kreuzigung. Alle diese Qualen, von denen uns das Turiner Grabtuch Zeugnis gibt, wurden durch dieses Blutschwitzen aufgrund der nachfolgenden Überempfindlichkeit der Schmerzrezeptoren noch deutlich verstärkt. Der Menschen übergroße Sünde forderte dieses übergroße Opfer, das unser Herr Jesus Christus aus einer übergroßen Liebe bereit war, zu vollbringen. Versuchen wir, uns in diesen heiligen Tagen Seiner Liebe bewusst zu werden, von der uns das Grabtuch von Turin so deutlich und sogar in der Sprache unserer Zeit erzählt!