Ein gesegnetes Weihnachtsfest!
Der Distrikt Schweiz wünscht Ihnen allen, Ihren Familien und allen Ihren Angehörigen viele Gnaden zum Fest der Geburt Christi!

Die ersten Augenblicke, die sie in Bethlehem verbrachten, waren für das Herz Marias Anlass zu Sorge und Unruhe.
Die Geburt ihres Kindes stand unmittelbar bevor. Leider war ihre Suche mit Josef nach einer Unterkunft erfolglos geblieben. Die Volkszählung hatte einen grossen Zustrom von Menschen ausgelöst. Sie fanden keinen Platz in der Herberge.
Maria spürte sehr stark, wie schmerzhaft dieses unvorhergesehene Ereignis in der letzten Stunde war. Statt einer gut vorbereiteten Wiege und eines einladenden Hauses konnte sie nur einen Stall und eine Futterkrippe für Tiere vorfinden. Aber hinter dieser für ihr mütterliches Herz schmerzhaften Prüfung erkannte die Jungfrau Maria zweifellos sehr schnell die geheimnisvollen Bestimmungen des göttlichen Willens. Sie betete sie in Stille an. Wenn ihr Herz auch bewegt wurde, so blieb es doch in Frieden.
Die erste Geste einer Mutter ist es, das Kind, das sie gerade geboren hat, begierig zu betrachten. Auch die Jungfrau Maria kannte diese Freude über den ersten Blick auf ihr neugeborenes Kind. Zweifellos schlug ihr Herz dann ein wenig schneller, und auch, als sie es zum ersten Mal küsste. Die ganze menschliche Zärtlichkeit war in diesem ersten Blick und diesem ersten Kuss versammelt. In der Stille und Einsamkeit der Nacht, in einem armseligen Unterschlupf, drückte die neue Eva das Gottkind, dessen Mutter sie war, an ihr Herz.
Gottes Feingefühl wollte es, dass die Jungfrau Maria diese ersten Augenblicke eines einzigartigen Glücks allein mit Josef erlebte.
Schweigend betrachteten sie das Meisterwerk der ewigen Liebe. Dieses kleine, zerbrechliche, rührende Wesen war also der Begehrte der Völker, die göttliche Frucht des Jessebaums, die Erfüllung der von den Propheten überlieferten Verheissungen Gottes.
Der Gott des Sinai offenbarte sich der Welt auf die unerwartetste Weise. Es war nicht der Glanz der Majestät und der Macht. Die neue göttliche Offenbarung ergänzte die erste auf eine Weise, die selbst die verhärtetsten Herzen berührte.
Maria nahm wahr, dass es in Gott ein ewiges Geheimnis der Kindheit gibt, das aller menschlichen Begrenzungen entkleidet ist. Marias Herz fühlte, dass in Gott die Fülle der Anfänge wohnt. Gott hat nie aufgehört zu existieren. Dennoch altert der ewige Ausfluss des göttlichen Lebens nicht. Es ist immer die gleiche Jugend in der gleichen Vollkommenheit. Indem Maria ihren Jesus anbetete, der seinen irdischen Lauf begann, betete sie die endlose Jugend des ungeschaffenen Lebens an.
Wie hätte Marias Herz nicht vor Liebe und Dankbarkeit schmelzen können?

Das Herz der Menschen hingegen lässt sich allzu oft von der Verlockung des Scheins der Macht, der Grösse und des Reichtums gefangen nehmen. Allein durch seine Anwesenheit lenkte das kleine Kind in der Krippe die Aufmerksamkeit auf das Wesentliche. Es war ein Aufruf zur Entbehrung, aber nicht zu steriler Entbehrung.
Wer hätte ärmer, verborgener, demütiger sein können als Maria und Josef im Stall von Bethlehem? Aber auch: Wer konnte reicher, grösser und im Laufe der Jahrhunderte mehr in den Vordergrund gerückt sein? Wann werden wir die Lektion endlich begreifen?
In Bethlehem betrachtete Maria die göttliche Kindheit und Einfachheit in all ihrer Pracht. Wie könnte ihr Herz diese aussergewöhnlichen Augenblicke vergessen, in denen sie allein mit Josef ihr in Windeln gewickeltes Kind in einer Krippe anbetete? Es waren zweifellos die rührendsten Momente, die sie je erlebt hatte.
Maria und Josef, die ganz in ihrem Glück aufgingen, erkannten gleichzeitig, dass es nicht ihr eigenes war. Es war das Glück der gesamten Menschheit bis zum Ende der Zeit.

Als sie das göttliche Kind sahen, dachten sie auch an die armen Menschenkinder, die Kinder in ihrer Familie, in ihrer Nachbarschaft, die Kinder aller Generationen. Der Engel hatte gesagt: «Seine Herrschaft wird kein Ende haben».
Sie freute sich für uns. Eine Generation nach der anderen würde etwas von der Freude erfahren, die ihr Herz erfüllte. Unzählige Menschen, die sich ihren Gefühlen anschlossen, erlebten im Geiste jene Augenblicke, die ihre Freude ausmachten.
Marias Herz war erfüllt. Sie sah ihr Kind vor sich. Sie dachte an ihre Kinder auf der Erde, die sie vor allem in diesem Augenblick selig preisen würden. Die ganze Freude der Menschheit vereinte sich mit der göttlichen Freude und strömte in ihr Herz.
Die Momente der Einsamkeit, die Josef und Maria in der Gegenwart des göttlichen Kindes erlebten, erschienen ihnen sehr kurz. Überwältigt vom göttlichen Wohlwollen waren ihre Herzen eins, um den Allerhöchsten zu preisen und das Kind anzubeten.

Gebet
O Maria, in der Betrachtung des Geheimnisses der Geburt lehre unsere Herzen, sich in die Schule deines Herzens zu begeben. Wir sind mit nutzlosen Zuneigungen belastet. Wir machen uns selbst etwas vor, indem wir nach Gütern streben, die es nicht wert sind. Reinige uns! Dein Herz hat das Jesuskind mit Feingefühl, mit Respekt, mit Zärtlichkeit und in einem unvergleichlichen Schwung geliebt.
Wir müssen Deine Achtung, Deine Zartheit und Deinen Eifer kennenlernen.
Die heidnische Welt, in der wir leben, hat Deine Reinheit, die Armut und die Demut in der Krippe vergessen. Wir werden täglich dazu verleitet, ihren Verführungen zu folgen. Wende uns ab von den tödlichen Gefahren, die uns bedrohen, und führe uns zu Dem, der lebendig ist in alle Ewigkeit.
Gewöhne unsere Herzen daran, wie das Deine nur für die unendliche Liebe empfänglich zu sein, jene Liebe, die, um uns noch mehr zu berühren, uns in der Gestalt Deines neugeborenen Kindes erscheinen wollte.
[Aus P. Auvray, Le Cœur immaculé de Marie]
