Der Wert eines gottgeweihten Lebens!
Papst Pius XII. klagte im Jahr 1952 darüber, dass manche Jugendliche den Ruf Gottes nicht hören oder ihm nicht folgen.
Als Grund nennt er an erster Stelle, dass viele die Ehe prinzipiell höherstellen als die Jungfräulichkeit. Manche bezeichnen das jungfräuliche Leben sogar als „unmenschlich“. Es ist daher wichtig, ein paar Gedanken über den Wert eines gottgeweihten, jungfräulichen Lebens vor Augen zu machen.
Jeder Mensch kann durch Gebet und Opfer an der Rettung der Seelen mitwirken. In ganz besonderer Weise tun dies jedoch die gottgeweihten, jungfräulichen Seelen. Die Ehe ist zwar etwas Gutes, etwas Erstrebenswertes, schliesslich wurde sie von Jesus zu einem Sakrament erhoben.
Doch die Jungfräulichkeit ist etwas Besseres, etwas Erstrebenswerteres, die den Menschen nach den Worten des hl. Thomas von Aquin den Engeln gleich macht. Der Heiland sagt: „Nicht alle fassen dieses Wort, sondern nur jene, denen es gegeben ist … es gibt Ehelose, die um des Himmelreiches willen sich der Ehe enthalten. Wer es fassen kann, der fasse es!“ (Mt 19,10ff.) Im Himmel wird es für jungfräuliche Seelen eine besondere Gloriole geben (Apk 14,4). Der hl. Cyprian schreibt: „Die Jungfrauen sind die Blumen der Kirche, Zierde und Schmuck der Gnade.“ Auf dem Konzil von Trient wurde sogar als Dogma verkündet, dass die Jungfräulichkeit und der Zölibat sittlich höher stehen als das eheliche Leben (DH 1810). Im ersten Brief an die Korinther befasst sich der hl. Paulus mit dieser Frage. Nach ihm tut etwas Gutes, wer heiratet, aber etwas Besseres, wer nicht heiratet. Der hl. Paulus meint dabei sicher nicht, dass man ein Single bleiben soll im modernen Sinn, nur um das Leben und die Welt zu geniessen oder nur weil man sich weder in einer Ehe noch in einer kirchlichen Institution definitiv binden lassen will. „Der Unverheiratete sorgt sich um die Sache des Herrn, wie er dem Herrn gefalle; der Verheiratete sorgt sich um die Sache der Welt, wie er der Frau gefalle, und er ist geteilt.“ Darum fügt er etwas später hinzu: „Glücklicher aber ist, wer so bleibt, wie es meinem Rat entspricht“ (1 Kor 7,40), d.h. wer ein gottgeweihtes, jungfräuliches Leben führt.
Bei einem gottgeweihten Leben darf man nicht nur den Verzicht und das Opfer sehen. Gewiss bedeutet der Verzicht auf irdische Freuden ein Opfer, aber man würde sich sehr täuschen zu meinen, mit der Ehe wären nicht auch Opfer verbunden.
Der Gottgeweihte verzichtet auf die Ehe „um des Himmelreiches willen“, um eines höheren Gutes willen, um ganz Gott zu gehören und Gott zu gewinnen.
Der Gottgeweihte verzichtet auf etwas Vergängliches und gewinnt dabei etwas viel Grösseres.
Der Gottgeweihte verzichtet auf irdische Vater- bzw. Mutterschaft, um eine geistliche Vater- bzw. Mutterschaft auszuüben, indem er als Werkzeug in der Hand Gottes den Seelen das übernatürliche Leben vermittelt und dadurch gewissermaßen geistlicher Vater bzw. Mutter dieser Seelen wird. Die hl. Gianna Beretta Molla schreibt dazu: „Gott hat in uns den Drang gelegt, Leben weiterzugeben. Der Priester ist Vater, die Ordensschwestern sind Mütter, Mütter der Seelen. Wehe den Mädchen, die die Berufung zur Mutterschaft nicht annehmen …“.
[P. Pirmin Suter, 13.11.2019, An Jugendliche, die sich die Frage der Berufung stellen]