Der Rosenkranz in der Not unserer Zeit

.. Wir [schauen] mit freudiger Erwartung und neuer Hoffnung auf den wiederkehrenden Monat Oktober. Es ist ein frommer Brauch, daß während dieser Zeit die Gläubigen häufiger in die Kirchen kommen, um ihre Gebete mittels des heiligen Rosenkranzes an Maria zu richten.

Es ist Unser Wunsch, ehrwürdige Brüder, daß dieses Gebet in diesem Jahr mit noch größerem Eifer verrichtet werde, so wie dies durch die wachsende Not geboten ist.

 

Ist Uns doch in der Tat nur zu gut bekannt, wie wirksam und machtvoll dieses Gebet die mütterliche Hilfe der allerseligsten Jungfrau herabruft. Und obgleich dieses Gebet sicherlich nicht das einzige Mittel ist, um diese Hilfe zu erwirken, so sind Wir dennoch der Meinung, daß das marianische Rosenkranzgebet das beste und wirksamste Mittel dazu ist; dies legt übrigens auch sein mehr himmlischer als irdischer Ursprung sowie seine innerste Natur uns nahe.

Das Wesen des Rosenkranzgebetes

Gibt es denn tatsächlich Gebete, die sich blumengleich besser und schöner zum mystischen Kranze winden ließen als das Gebet des Herrn und der Englische Gruß? Wenn man dann außerdem zu den mündlichen Gebeten die Betrachtung der heiligen Geheimnisse hinzufügt, so erwächst daraus ein anderer sehr großer Vorteil, nämlich, daß alle, auch die einfachsten und am wenigsten unterrichteten Menschen darin ein leicht zu gebrauchendes Mittel finden, um ihren Glauben zu vermehren und zu behüten.

Die häufige Betrachtung der Geheimnisse lässt die Seelen unmerklich die in denselben liegende Kraft verspüren und sie davon allmählich ganz durchdrungen werden; die Hoffnung auf die übernatürlichen Güter wird außerordentlich gestärkt; kraftvoll und milde zugleich werden wir zum Wandel in den Fußstapfen Christi und seiner Mutter angeregt. Das Beten mit seiner Wiederholung immer gleichlautender Formeln, weit entfernt, es fruchtlos und langweilig zu machen, besitzt im Gegenteil, wie die Erfahrung lehrt, die wunderbare Kraft, dem Betenden Vertrauen einzuflößen und dem mütterlichen Herzen Mariens sanfte Gewalt anzutun.

Der Rosenkranz in der Familie

Es sei euch, ehrwürdige Brüder [im Bischofsamt], daher eine Herzenssache, dafür zu sorgen, daß die Christgläubigen die günstige Gelegenheit des kommenden Rosen-kranzmonats dazu benützen, dieser heilsamen Gebetsübung aufs fleißigste nachzu-kommen. Sie sollen dieses Gebet von Tag zu Tag mehr schätzen und pflegen!

Auf eure Anregung hin möge das christliche Volk in besonderer Weise den Wert, die Wirkkraft und die Vorzüge dieses Gebetes erfahren. Einen besonderen Herzenswunsch aber möchten Wir hier aussprechen, nämlich den, daß im häuslichen Bereich allenthalben der Brauch des Rosenkranzgebetes wieder aufblühe, daß dieser Brauch ehrfürchtig gehütet werde und neue Verbreitung finde. Vergeblich wird man der zusammenbrechenden bürgerlichen Gesellschaft Heilung zu bringen suchen, wenn nicht die häusliche Gemeinschaft, dieser Ursprung und Urgrund allen menschlichen Zusammenlebens, mit allem Ernst zu den Richtlinien des Evangeliums zurückgeführt wird.

Papst Pius XII.  in der Enzyklika Ingruentium malorum über das Rosenkranzgebet vom 15. September 1951.