19. Januar - Hl. Kanut, König von Dänemark
Der heilige Kanut, der Vierte dieses Namens, König von Dänemark, wurde um die Mitte des 11. Jahrhunderts geboren. Von Kindheit an bemerkte man an ihm eine ungewöhnliche Beherrschung seiner sinnlichen Neigungen und ein eifriges Bestreben, nach der christlichen Lehre zu leben. Die Furcht Gottes hatte bei ihm so tiefe Wurzel gefasst, dass er alles Sündhafte, besonders aber alle Unlauterkeit auf das Äußerste verabscheute. Durch Gottes Gnade von der Wahrheit der Lehre Jesu überzeugt, hatte er ein brennendes Verlangen, dieselbe allenthalben auszubreiten, besonders nachdem er den väterlichen Thron bestiegen hatte.
Seine erste Sorge ging auf die Erbauung verschiedener Kirchen und Klöster, die er alle mit reichlichen Einkünften versah, dann auf gänzliche Austilgung des Heidentums in seinem Königreich und Ausbreitung des wahren Glaubens. Bei den Christen suchte er alle eingeschlichenen Missbräuche auszurotten und in ihren Gemütern eine wahre Liebe zur Tugend zu entzünden. Verschiedene heidnische Landschaften hat er durch gerechte Kämpfe seinem Zepter unterworfen und sich dann bemüht, dieselben dem Gesetz Jesu Christi zu gewinnen.
Nach vielen siegreichen Feldzügen verehelichte er sich mit Adela, einer Tochter Roberts, Graf von Flandern, mit welcher er einen Sohn zeugte, Namens Karl, der wegen seines frommen Lebens der Fromme genannt und später in die Zahl der Heiligen aufgenommen wurde. Weil Adela nicht minder tugendhaft als Kanut selbst war, so wurde er auch durch sie ermuntert zur Fortsetzung seines Eifers, daher ordnete er alles an, was er zur Ehre Gottes und zur Wohlfahrt seiner Untertanen für förderlich hielt.
Eines Tages legte er seine königliche Krone, Zepter und Purpur zu den Füßen des Gekreuzigten und beteuerte mit gebogenen Knien, dass er sich und sein ganzes Reich dem unterwerfe, welcher der König der Könige und Herr der Herrschenden ist.
Nichts wünschte er sehnlicher, als die Ausbreitung des wahren katholischen Glaubens in seinem Reich. Seine eigene, sehr kostbare Krone schenkte er der Kirche zu Roschild mit dem Bedeuten: „Es gezieme sich, dass das Kostbarste vielmehr zur Zierde der geheiligten Orte, als zur Unterhaltung der Eitelkeit und der Welt-Hoffart diene.“ Den Geistlichen begegnete er mit ausgezeichneter Ehrerbietung und suchte auch seine Untergebenen durch wahre Bekehrung zu Christus dazu zu bewegen. Niemals gestattete er, dass von seinen Räten etwas beschlossen würde, was den Rechten der Kirche oder der Geistlichkeit zuwider wäre.
Zum Unterhalt der Armen und Kranken errichtete er mehrere Spitäler und verwendete noch überdies unglaublich viel Geld zum Trost der Notleidenden. Jenen, welche die Verwaltung der Gerechtigkeit zu besorgen hatten, befahl er mit allem Ernst, jedem zu seinem Recht behilflich zu sein, den Witwen und Waisen mit Nachdruck beizustehen und nichts einzuführen, wodurch die Untertanen zu hart gedrückt würden. Wurde jemand überwiesen, dass er wider diese Befehle gehandelt hatte, so enthob ihn der König seines Amtes und bestrafte ihn mit aller Schärfe. Die Geschäfte seines Reiches und die Sorge für seine Untertanen ließ sich der heilige König auf das ernstlichste angelegen sein.
Die Zeit, welche ihm davon übrigblieb, wendete er weder zum Spielen, Jagen oder anderen Ergötzungen an, sondern zum Gebet und geistlicher Lesung. Man sah ihn ganze Stunden mit gebeugten Knien vor dem hochwürdigsten Gut in der Kirche oder vor seinem Kruzifix zubringen. Die Verehrung der jungfräulichen Mutter Maria breitete er in seinem ganzen Reich aus und gebot, alle ihre von der katholischen Kirche angeordneten Festtage feierlich zu begehen. Im Fasten war er so streng, dass er mehrmals ganze Tage lang keine Nahrung zu sich nahm. Unter seinem königlichen Purpur trug er fast allzeit ein raues Bußkleid und geißelte sich sehr oft bis auf das Blut. Er wich niemals von dem Weg der Gerechtigkeit und des göttlichen Gesetzes ab, und gelangte so hin zu einem hohen Grad der christlichen Vollkommenheit.
Um ihn zum Lohn seiner Tugenden zu sich zu nehmen, ließ Gott folgendes zu: Die Engländer wurden von Wilhelm, dem Herzog der Normannen, mit einem zahlreichen Kriegsheer angegriffen. Sie riefen die Dänen um Hilfe an und der heilige König schickte ihnen zu diesem Ziel eine große Menge wohl geübter Truppen unter der Anführung seines eigenen Bruders Olaus. Dieser Meineidige aber wendete aus Herrschbegierde die Waffen wider seinen eigenen Bruder, den König. Einem so heiligen und gerechten König wie Kanut, der mit allem Eifer das Heidentum unterdrückte, seine Untertanen zur Beobachtung der Gebote Gottes anhielt und die Bösen streng bestrafte, konnte es an Feinden nicht fehlen. Dem Olaus war es demnach sehr leicht, solche Missvergnügte wider den König aufzuhetzen. So weit gingen die Empörer, dass sie ihren König sogar zu ermorden beschlossen.
Kanut erfuhr alles und blieb ruhig - bereits hatte ihm der Herr geoffenbart, dass er um der Gerechtigkeit willen bald würde getötet werden. Er begab sich in die Kirche des heiligen Märtyrers Albanus zu Odensee, empfing mit größter Andacht die heiligen Sakramente und befahl dem Herrn seinen letzten Kampf.
Noch betete der König, als die Empörer scharenweise in die Kirche brachen und Pfeile und Steine auf ihn schleuderten. Da neigte er sein Haupt vor dem Altar bis auf die Erde und opferte sich Gott dem Herrn zum Schlachtopfer auf. „O Herr!“ sprach er, „ich opfere dir mit Freuden mein Leben auf. Für die Beschützung deiner Ehre und deiner wahren Kirche sterbe ich. Nimm gnädig mein Opfer an und verleihe, dass meine Feinde ihr Unrecht einst erkennen und bereuen, damit sie Verzeihung von dir erlangen, gleichwie ich ihnen von Herzen verzeihe.“ Kaum hatte der Heilige sein Gebet vollendet, so durchstach ihn einer der Ruchlosen mit seiner Lanze den 10. Juli 1086.
Gott hat sein Grab durch viele Wunder verherrlicht.
Kirchengebet:
O Gott, Du hast in Deiner Huld den hl. König Kanut zur Verherrlichung Deiner Kirche mit der Palme des Martyriums und durch glorreiche Wunder ausgezeichnet. Wie er ein Nachahmer des Leidens des Herrn war, so lasse gnädig auch uns in seinen Fußstapfen wandeln und so zu den ewigen Freuden gelangen. Durch unsern Herrn.
Quellen:
- Wilhelm Auer, Leben der lieben Heiligen Gottes
- Schott, Römisches Messbuch