14. Station: Jesus wird ins Grab gelegt
Freiheit ist wahrscheinlich das Wort, das zur Zeit am meisten in den Mund genommen wird. Wie die Kranken von der Gesundheit reden, weil sie gefährdet ist, reden heute die Unfreien von der Freiheit, die man ihnen scheinbar genommen hat.
Es gibt zwei Arten von Freiheit: Die Freiheit von etwas und die Freiheit für etwas! Die Freiheit von Einschränkungen und die innere, persönliche Freiheit.
Der moderne Mensch kennt die innere Freiheit nicht. Er vermeidet diese Art Freiheit, weil sie Verantwortung mit sich bringt. Sie ist ihm eine Last, denn sie verpflichtet ihn, die Frage nach dem Sinn des Lebens zu stellen.
Die modernen Theorien, die die innere Freiheit leugnen, sind daher so populär. Der Marxismus, der die Freiheit in der Bestimmung zerstört durch die Allgewalt der Geschichte. Der Freudianismus, der behauptet, dass wir alle willenlose Sklaven des Unterbewussten und unserer erotischen Wünsche sind. Der totalitäre Gedanke (Beistrich) der die individuelle Freiheit ertränkt in der Masse.
Das Evangelium fasst die Freiheit des Menschen anders. Das erste Wort des Herrn, das die Schrift festhält, sprach er im Alter von 12 Jahren: „Ich muss im Haus meines Vaters sein!“ Das erste Wort, das die Gottesmutter im Evangelium anlässlich der Hochzeit von Kana spricht, ist: „Tut alles, was er euch sagt.“ Am Kreuz erfüllt Christus den Willen des Vaters. Am Karfreitag spricht der Herr: „Alles ist vollbracht!“ Seine Grablegung ist der Beweis der treuen Erfüllung seines Auftrages „allezeit das zu tun, was dem Vater wohl gefällt.“
Wie gehen wir mit unserer Freiheit um?
Für die meisten ist Freiheit gleichbedeutend mit Willkür. Ich kann tun, was ich will! Aber wo wir uns entscheiden, immer das zu tun, was wir wollen, da finden wir uns schnell in den Fesseln schlechter Gewohnheiten oder gar der Sucht. Ganz gleich, ob dies die Ungeduld, der Zorn, die Unwahrheit, oder der Genuss von Alkohol oder Speise ist. Das meinte der Herr, als er sagte: „Wer immer die Sünde tut, der ist der Knecht der Sünde!“
Andere wählen die Oberflächlichkeit. Sie wechseln von einer Tätigkeit zur nächsten, entscheiden sich neu, sobald die erste Schwierigkeit ihren Einsatz fordert. Kein Wunder, wenn solche Menschen sagen, „ich muss mich zusammennehmen“. Sie gleichen einem zerbrochenen Spiegel. Jede Scherbe spiegelt ein anderes Bild.
Endlich kann man die Freiheit auffassen wie Christus am Kreuz und in seinem Tod. Er hat nicht auf sich geschaut. Im Mittelpunkt seines Tuns stand der Wille des Vaters: „Dein Wille geschehe im Himmel und auf Erden!“ Er hat Verantwortung übernommen für die Seelen, die der Vater ihm anvertraut hat.
Der Weg der Freiheit, den der Herr uns vorzeichnet, ist klar: „Wer sein Leben verliert, wird es gewinnen!“ Nichts wird geboren, ohne dass es zuerst stirbt. Wo kein Kreuz ist, gibt es auch kein leeres Grab. Und wo es keinen gegeißelten Körper gibt, gibt es auch keinen verklärten Leib.