13. Station: Jesus wird vom Kreuz abgenommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt
Seit jeher war die Kreuzabnahme ein bevorzugtes Motiv in der Kunst. Wenn wir die Malereien betrachten, staunen wir immer wieder über die Nüchternheit und den Frieden, den wir auf den Gesichtern der Gottesmutter und der heiligen Frauen wahrnehmen. Neben den Darstellungen, die die Trauer der Gottesmutter und aller Anwesenden wiedergeben, finden wir viele, die uns überraschen durch die Hingabe, die Abgeklärtheit, den Frieden und die Gelassenheit, die in den Gesichtern aller Beteiligten sichtbar wird.
Gelassenheit ist eine Tugend. Sie ist die Bereitschaft, sich auf die Wirklichkeit, so wie sie ist, einzulassen. Wir können sie auch „klugen und flexiblen Realismus“ nennen. Einen Realismus, der jeder Situation gerecht wird und sich nie von der Welt abkehrt. Der Gang der Dinge, das persönliche oder fremde Schicksal ist ihr vertraut. Sie flieht kein Problem, scheut nicht die Not, sondern lässt sich tief davon berühren. Gelassenheit bedeutet, loslassen zu können und an den eigenen Vorstellungen und Zielen nicht festzuhalten. Wo sich diese als falsch oder als unerreichbar herausstellen, zeigt sich die Gelassenheit souverän und lässt los.
„Wer an seinem eigenen Leben hängt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren.“
Christus hat nicht seinen eigenen Willen zum Gesetz erhoben, sondern hat sich dem Willen des Vaters unterworfen. Er ist gehorsam geworden bis zum Tod. Er stirbt in Frieden. Die Gottesmutter – und mit ihr alle Heiligen und die, die nach Heiligkeit streben – lassen demnach ihre eigene Vorstellungen vom Leben los und erlauben Gott, in ihr Leben einzutreten, sie werden durchlässig für Gott.
Auf dem Kreuzweg und ganz besonders an dieser Station, werden wir konfrontiert mit der grundlegenden Not: Mit Leid und Tod, mit den Realitäten, die dem Weltmenschen absurd erscheinen. Die Welt glaubt nicht an Gott, aber verlangt nach ewigem Leben, sie klammert sich an weltliche Sicherheiten: Vermögen, soziales Netzwerk, Gesundheit, Leben ohne Einschränkung und Sorge, und erwartet von ihnen, was die Welt nicht geben kann. Der geistliche Mensch – und das ist die Herausforderung dieser Tage – sieht der Realität ins Gesicht. Wir sind Geschöpfe, unsere Lebenstage sind begrenzt, unsere Gesundheit ist zerbrechlich: Wir sind von Gott abhängig!
Wer Gott vertraut, wer ihn zum Vater hat, wer sein Kind wird, weiß, dass der Vater für ihn sorgt, der wird auch im Angesicht der harten Wahrheiten von Leid und Tod den inneren Frieden finden, den die Welt nicht geben kann.