Jul 2016 Brief an die Freunde und Wohltäter Nr 86

Der Generalobere der Priesterbruderschaft St. Pius X., Mgr. Bernard Fellay, zeigt 1 Jahr vor dem 100. Jahrestag der Erscheinung der Jungfrau Maria in Fatima wichtige Inhalte auf: Das reale Eingreifen Gottes in die Welt wird in der Botschaft der Jungfrau Maria an Schwester Lucia vom 13. Juni 1917 besonders erkennbar. Jesus will, daß die Menschen nicht nur sein göttliches Herz lieben und verehren, sondern auch das Unbefleckte Herz der Jungfrau Maria lieben und verehren lernen sollen. Im Jahr 2016 ist der Rosenkranzkreuzzug ausgerufen, um die Hundertjahrfeier der Erscheinung der Jungfrau Maria vorzubereiten.



Liebe Freunde und Wohltäter,

1917 hat sich Unsere Liebe Frau gewürdigt, auf Erden zu erscheinen. Sie hat den drei Sehern von Fatima eine Botschaft anvertraut, die aus mehreren Teilen besteht. Einige dieser Teile sind unter dem Namen « Geheimnis » zusammengefasst, sodass die Worte « Botschaft » und « Geheimnis » von Fatima zu Synonymen geworden sind. Man muss sie jedoch unterscheiden.

Die Botschaft wurde unmittelbar mitgeteilt. Die in Frage kommenden Teile des « Geheimnisses » waren für eine spätere Verbreitung bestimmt, zu verschiedenen Zeitpunkten, spätestens jedoch im Jahr 1960. Sie betreffen große Ereignisse in der Kirche und in der Welt, die in Verbindung stehen mit der Art und Weise, wie sich die Menschen Gott gegenüber verhalten. Es ist darin die Rede von Kriegen, dem Verschwinden ganzer Nationen, von großen Irrtümern, die sich über alle Kontinente ausbreiten, von der Weihe Russlands durch den Papst und die Bischöfe, vom Triumph des Unbefleckten Herzens und einer Zeit des Friedens.

Die Verehrung des Unbefleckten Herzens in der Welt Begründen 

Erlauben Sie mir, ein Jahr vor dem 100. Jahrestag der Erscheinungen von Fatima, die von der Kirche als authentisch anerkannt wurden, auf die Wichtigkeit dieses Ereignisses und dieser Botschaft zurückzukommen. Sie rufen uns gewisse grundsätzliche Glaubenswahrheiten in Erinnerung und zeigen uns das wirkliche Eingreifen Gottes in die Geschichte der Menschen.

 

  1. Das Wesentliche der Botschaft besteht in diesen Worten der heiligen Jungfrau an Schwester Lucia am 13. Juni 1917:

„Jesus möchte sich deiner bedienen, damit die Menschen mich erkennen und lieben. Er möchte auf Erden die Verehrung meines Unbefleckten Herzens begründen. Wer sie annimmt, dem verspreche ich das Heil, und diese Seelen werden von Gott geliebt wie Blumen, die von mir hingestellt sind, um seinen Thron zu schmücken.”

Wenn man über die Botschaft von Fatima in ihrer Gesamtheit verbunden mit dem Geheimnis nachdenkt, und dabei den Einfluss bedenkt, den diese Botschaft hatte und noch immer in der Geschichte der Kirche und der Welt hat, wird es offensichtlich, dass sich alles um ein göttliches Eingreifen dreht : „Er möchte auf Erden die Verehrung meines Unbefleckten Herzens begründen.“ Später, als Schwester Lucia das heiligste Herz Jesu fragt, warum es die Weihe Russlands will, wird ihr der Herr antworten:

„Weil ich will, dass meine ganze Kirche diese Weihe als einen Triumph des Unbefleckten Herzens Mariens anerkenne, um hernach seine Verehrung zu verbreiten und neben die Verehrung meines göttlichen Herzens die Verehrung dieses Unbefleckten Herzens zu stellen.” (Brief von Sr. Lucia, 18. Mai 1936)

 

  1. Die zweite grundsätzliche Wahrheit, die aus der Botschaft von Fatima hervorgeht, ist sicher das tatsächliche Eingreifen Gottes des Allmächtigen in die Geschichte der Menschen, sei es in Bezug auf den Einzelnen, sei es in Bezug auf ganze Nationen. Dabei handelt es sich um eine für uns offensichtliche Wahrheit, die aber heute in einer atheistischen Welt sehr angegriffen wird, einer liberalen oder sozialistisch-kommunistischen, freimaurerischen Welt, die glaubt, ihr Tun und ihre Pläne vollenden zu können ohne jede Rücksicht auf den Schöpfer und Erlöser, Gott, unseren Herrn Jesus Christus. Unglücklicherweise sind auch viele Kirchenmänner von dieser Idee überzeugt, nach welcher die Welt, die Staaten, die zeitlichen Regierungen dem Christkönig, dem Herrscher der Nationen, keine Rechenschaft schuldig sind. Viele Einzelheiten der Botschaft von Fatima zeigen uns von Grund aus das Gegenteil. Hier drei Beispiele:

     
  • Die allerseligste Jungfrau erklärt den Kindern von Fatima, dass Gott den Frieden der Nationen in die Hände Mariens gelegt hat. Ob sie sich des Friedens erfreuen oder unter Krieg leiden hängt – auf ausdrückliche Anordnung der göttlichen Vorsehung – in erster Linie von Unserer Lieben Frau ab.

     
  • Die Bischöfe von Portugal haben der Aufforderung zur Weihe an das Unbefleckte Herz gehorcht; Spanien hat diese Bitte missachtet. Schwester Lucia sagt selbst, dass das Unheil, das anschließend über Spanien hereingebrochen ist – und wovor Portugal hingegen verschont wurde –  eine Konsequenz dieser Weihe an das Unbefleckte Herz ist, – je nachdem ob sie vollzogen wurde oder eben nicht.

     
  • Nachdem prophezeit wurde, dass es einen noch schrecklicheren Krieg geben werde, wenn die Welt sich nicht bekehren würde, kam der Zweite Weltkrieg. Wenn man die wichtigsten Daten dieses Krieges genauer betrachtet, muss man wohl oder übel feststellen, dass sie mit Festen der allerseligsten Jungfrau Maria zusammenfallen. Insbesondere der 8. Mai, Fest der Gnadenmittlerschaft Mariens (früher Fest des hl. Erzengels Michael), Tag der deutschen Kapitulation; und der 15. August, Fest Mariä Himmelfahrt, der Tag der Unterzeichnung der Kapitulation durch den japanischen Kaiser.

Wirkliches Eingreifen Gottes in die Geschichte der Mensche

 

  1. « Gott lässt seiner nicht spotten » (Gal 6,7). Hier die Worte unseres Herrn Jesus Christus selbst – gemäß dem Zeugnis von Schwester Lucia –, zwei Jahre nach der Mitteilung Unserer Lieben Frau im Jahr 1929, dass die Zeit zur Weihe Russlands gekommen sei; eine Bitte, die ohne Folgen blieb. „Teile meinen Dienern mit, dass sie dem König von Frankreich in seinem Unglück folgen werden, da sie ihn in der Missachtung meiner Bitten nachahmen” (29. 8. 1931). Diese Worte erinnern an die Bitte des heiligsten Herzens Jesu an Ludwig XIV. im Jahr 1689, deren Erfüllung der König von Frankreich verschmähte. Hundert Jahre später brach die Revolution aus, welche den Untergang König Ludwig XVI. und seine Enthauptung zur Folge hatte. Die Drohung unseres Herrn gegen seine Diener sind also schrecklich… « Sie werden dem König von Frankreich in seinem Unglück folgen. » Die augenblicklichen Verfolgungen, welche über eine Vielzahl von Christen hereinbricht, die Attentate gegen gottgeweihte Personen lassen den Schluss zu, dass unglücklicherweise die Priester, die Bischöfe, die Diener Jesu Christi diesen Kelch des Unheils noch nicht bis zur Neige getrunken haben.

Das alles zeigt die Wichtigkeit, die unser Herr selbst in Fatima und seiner Botschaft über die Verehrung des Unbefleckten Herzen Mariens bekundet.

Wir ersehen daraus, dass die Geschichte des 20. und 21. Jahrhunderts tiefgreifend dieser göttlichen Absicht unterworfen ist: die Verehrung des Unbefleckten Herzens zu begründen und die schwerwiegende Vernachlässigung der Welt und vieler Kirchenmänner, diese Bitte zu verwirklichen, und das, obwohl sie mit solcher Klarheit kundgetan wurde und von wahrhaft außerordentlichen Wundern begleitet war.

Gemäß den Worten Unserer Lieben Frau bleibt uns nur der Schluss übrig, dass die Pläne Gottes zur siegreichen Verherrlichung des Unbefleckten Herzens Mariens gelangen werden, wenn die Weihe Russlands durch den Heiligen Vater – vereint mit den Bischöfen der ganzen Welt – vollzogen wird. Mit diesem Triumph wird der Welt und der Kirche eine Zeit des Friedens versprochen.

Bis heute haben zahlreiche Versuche, die Weihe zu vollziehen, nicht die von Maria versprochenen Wirkungen gezeigt. Und trotz einer unleugbaren religiösen Erneuerung des orthodoxen Russlands in den letzten Jahren ist heute weder die Weihe desselben, noch eine fortschreitende Verehrung des Unbefleckten Herzens Mariens in der Welt zu erkennen. Ganz im Gegenteil. 

Ein Jahr der Vorbereitung der Hundertjahrfeier von Fatima

Deshalb haben wir beschlossen, um die Hundertjahrfeier der Erscheinungen von Fatima gut vorzubereiten, einen neuen Rosenkranzkreuzzug auszurufen, eben jenes Gebet, welches vom Unbefleckten Herzen Mariens so nachdrücklich gewünscht wird.

Um den göttlichen Absichten möglichst präzise Folge zu leisten und angesichts des Drängens Mariens auf die Notwendigkeit der Wiedergutmachung der Sünden, wollen wir unseren Rosenkränzen zahlreiche Opfer hinzufügen. Wir hoffen, einen Kranz von zwölf Millionen Rosenkränzen und fünfzig Millionen Opfern darbringen zu können. Von ganzem Herzen wollen wir an der Ausbreitung der Verehrung des Unbefleckten Herzens arbeiten, insbesondere während dieser Zeit des Gebetes und der Buße.

Das ist die erste Intention unseres Kreuzzuges, dem wir die kindliche Bitte um den Triumph des Unbefleckten Herzens und um die Weihe Russlands hinzufügen, gemäß den von Unserer Lieben Frau selbst genannten Bedingungen. Schließlich bitten wir in diesen zur Genüge bekannten Zeiten der Verwirrung, sowohl in der Welt als auch in der Kirche, unsere himmlische Mutter um einen ganz besonderen Schutz für die Priesterbruderschaft St. Pius X., alle ihre Werke und alle mit ihr befreundeten Ordensgemeinschaften.

Wir laden Sie alle ein, aus Liebe zur Gottesmutter, zu ihrem schmerzhaften und Unbefleckten Herzen, Ihre Anstrengungen zu vervielfachen. Das wird zu allererst uns selbst helfen, diese Verehrung immer inniger zu praktizieren und auszubreiten. Wir empfehlen Ihnen daher auch, Ihre Familien und Ihre Werke nach einer sorgfältigen Vorbereitung dem Unbefleckten Herzen zu weihen. Des Weiteren empfehlen wir das Einhalten der fünf Herz-Mariä-Sühne-Samstage, das Tragen des Skapuliers Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel, das Verteilen der Wundertätigen Medaille, welche uns durch die heilige Jungfrau in der Rue du Bac in Paris geschenkt wurde, eine Medaille, welche auf der Rückseite die beiden Herzen Jesu und Mariens zeigt.

Mögen wir so unseren kleinen Beitrag zu den Forderungen des Himmels leisten, mögen wir göttlichen Schutz erhalten und vor allen Dingen die zu seiner Zeit eintreffende Erfüllung des schönsten aller Versprechen erlangen: unser Heil und das Heil der Sünder.

Möge die Gottesmutter sich würdigen, Sie mit dem Jesuskind zu segnen, wie es ein schönes und inniges Gebet des Breviers ausdrückt: « « Nos cum prole pia benedicat Virgo Maria ».

Am Fest Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel, 16. Juli 2016

+ Bernard Fellay