Oblatinnen: Einkleidung und erste Treueversprechen

Quelle: Distrikt Deutschland

Am 2. Februar 2015, dem Fest Mariä Lichtmess, übergab H.H. Pater Rostand aus dem Generalhaus in Menzingen in der Kapelle des St.-Theresien-Noviziates in Salvan (Wallis, Schweiz) einer Postulantin den Habit der Oblatinnen und nahm die ersten Treueversprechen von zwei Novizinnen entgegen. 

In seiner Ansprache erinnerte der Zelebrant daran, dass das Kommen unseres Herrn Jesus Christus im Schosse der allerseligsten Jungfrau Maria nur ein Ziel hatte: das Opfer, das Opfer am Kreuz. Bei jedem Opfer unterscheide man das Morgenopfer und das Abendopfer. Für das Jesuskind sei die Darstellung im Tempel das Morgenopfer gewesen: es wurde Gott Vater vollkommen dargebracht. Sein Abendopfer werde Jesus dann am Kreuz vollziehen, bei seinem Tod. Das Morgenopfer sei jenes, bei dem man sich im Geiste, von ganzem Herzen und mit ganzer Seele Gott aufopfere; das Abendopfer folge dann später. Dies wiederhole sich auch in jeder heiligen Messe: beim Offertorium opfere man unseren Herrn Jesus Christus unter der Gestalt der Hostie auf, die dann im Augenblick der Konsekration in den wahren Leib und das wahre Blut Christi umgewandelt werde. Das Offertorium sei das Morgenopfer und die Konsekration das Abendopfer. Deshalb, fuhr H.H.P. Rostand fort, sei das Fest der Darstellung Jesu im Tempel so passend, um sich dem lieben Gott ganz hinzuschenken. Schliesslich beendete er die Ansprache mit einem innigen Aufruf an die Schwestern: sie sollten danach trachten, durch die Nachfolge unseres Herrn Jesus Christus, durch die Teilnahme am heiligen Messopfer, durch die Betrachtung des Offertoriums und des eigentlichen Opfers, d.h. der Konsekration, sich mit dem Opfer Christi zu vereinen, und dies nicht nur am heutigen Tage durch ihr Morgenopfer, sondern auch durch ihr Abendopfer, nämlich durch die tägliche Aufopferung ihrer Leiden. Sie sollten sich heute von ganzem Herzen Gott hingeben und ihm versprechen, diese Hingabe jeden Tag bis ans Ende ihres Lebens zu erneuern.

 

Im Anschluss daran legte die neue Novizin, die aus Argentinien stammt, ihren Weiheakt für die Einkleidung ab, welcher mit der Bitte endet: “… Und du, Maria, meine gute und innig geliebte Mutter, nimm diese Versprechen an, segne sie und erlange mir die Gnade, sie in Treue zu erfüllen, um so die Gunst zu verdienen, mich einst deinem göttlichen Sohn zu weihen. Amen.“

 

Daraufhin begaben sich eine philippinische und eine französische Novizin an die Altarstufe, um sich vor dem geöffneten Tabernakel durch ihr erstes Treueversprechen ganz Gott zu weihen. Dann segnete und übergab H.H. Pater Rostand den beiden neuen Oblatinnen die Kreuze, die Ringe und die schwarzen Schleier und nahm sie im Namen des Generaloberen in die Priesterbruderschaft St. Pius X. auf.

 

Beim anschliessenden Aperitif hiessen die Schwestern die Priester und Gläubigen willkommen, die trotz starker Schneefälle und schwierigen Strassenverhältnissen den Weg von Frankreich und vom Wallis auf sich genommen hatten, um an der Zeremonie in Salvan teilzunehmen.

 

Am Nachmittag lernten die Gäste anhand einer Dia-Vorführung, die von Liedern in mehreren Sprachen begleitet war, die verschiedenen Etappen im Leben einer Oblatin kennen: die Ausbildung im Noviziat, das Apostolats-Feld und das Leben in den Missionen. Dabei wurden auch einige Wallfahrten zu nahegelegenen Heiligtümern vorgestellt, besonders jene zur Abtei von Saint-Maurice, die 23 km vom Noviziat entfernt ist. Am 22. September 515 hatte der heilige König Sigismund die Abtei auf der Grabstätte des heiligen Mauritius und seiner Gefährten gegründet. Im Jahre 2015 feiert nun das älteste Kloster des Abendlandes, das ohne Unterbrechung besteht, seinen 1500. Geburtstag. Während die Schwestern einen Lobgesang zu Ehren der heiligen Märtyrer vortrugen, wurde den Gästen der Ort gezeigt, wo die Soldaten der Thebäischen Legion ihr Martyrium erlitten hatten, sowie die Basilika von Saint-Maurice mit der ersten Grabstätte des hl. Mauritius und dem Reliquienschrein.

 

Diese Märtyrer des ausgehenden 3. Jahrhunderts haben uns ein herrliches Zeugnis hinterlassen. Es war in der letzten Christenverfolgung. Als Kaiser Maximian seine Legionen aufforderte, die Christen aufzuspüren und zu töten, antwortete ihm der heilige Mauritius, der Anführer der Thebäischen Legion, mit einem Brief, welcher folgende wunderbaren Zeilen beinhaltet: “Kaiser, wir sind deine Soldaten, zuerst jedoch – das bekennen wir offen – stehen wir im Dienste Gottes. Dir schulden wir militärischen Gehorsam, ihm  ein schuldloses Leben. Von dir empfangen wir den Sold für unsere Strapazen, von ihm haben wir das Leben empfangen. Nicht einmal auf deinen kaiserlichen Befehl hin dürfen wir unseren Gott und Schöpfer verleugnen, unseren Herrn, unseren Schöpfer und auch der deine, magst du es wollen oder nicht. So du uns nicht zwingst, ihn durch schuldhafte Taten zu beleidigen, werden wir dir weiterhin Gehorsam leisten, wie wir es immer getan haben. Andernfalls ziehen wir es vor, ihm mehr zu gehorchen als dir. Gegen jeden Feind bieten wir dir unsere Hand, doch wir halten es für ein Verbrechen, sie mit unschuldigem Blute zu röten. Unsere Hand, die gegen Feinde und Gottlose zu kämpfen vermag, kann nicht Fromme und Mitbürger niedermetzeln. Wir entsinnen uns, dass wir die Waffen nicht gegen die römischen Bürger ergriffen haben, sondern vielmehr für sie.

 

Wir haben stets für Gerechtigkeit, für Frömmigkeit und für das Heil der Unschuldigen gekämpft. Dies war uns Lohn für die Gefahren, die uns drohten. Wir haben treu unter deinen Bannern gekämpft. Wie aber können wir dir die Treue halten, wenn wir dieselbe Treue unserem Gott versagen? Wir haben zuerst Gott geschworen, dann erst dem Kaiser. Du musst wissen, dass unser zweiter Eid illusorisch ist, wenn wir den ersten brechen. Du befiehlst, dass Christen durch unsere Hände gemartert werden. Doch es gibt andere Christen, und du brauchst sie nicht weit zu suchen. Wir selber sind es; und wir bekennen Gott Vater, den Schöpfer aller Dinge. Wir glauben an seinen Sohn Jesus Christus.

 

Wir haben gesehen, wie unsere Gefährten, die mit uns Mühen und Gefahren erduldeten, mit dem Schwert hingemetzelt wurden. Wir wurden von ihrem Blut bespritzt. Und dennoch beweinen wir nicht den Tod unserer heiligen Gefährten, wir beklagen sie nicht. Vielmehr loben wir sie und sind voll Freude darüber, dass sie würdig befunden wurden, für ihren Herrn und Gott zu leiden. Unser starker Wille, am Leben zu bleiben, hat uns nicht zur Auflehnung getrieben. Die Verzweiflung, die angesichts einer Gefahr so mächtig ist, hat uns nicht die Waffen gegen dich ergreifen lassen, o Kaiser. Sieh, wir stehen in Waffen, doch wir leisten keinen Widerstand. Lieber wollen wir den Tod erleiden als töten, lieber unschuldig sterben als schuldig leben. Du magst nun gegen uns beschliessen und befehlen, was du willst, und uns von neuem bedrohen mit Feuer, Folter, Schwert: wir sind bereit, alles auf uns zu nehmen. Wir bekennen uns als Christen; und wir können keine Christen verfolgen.“