Aus der Geschichte der Bruderschaft

Quelle: Distrikt Deutschland

Am 8. Dezember 1987 empfing Erzbischof Lefebvre in Écône Kardinal Édouard Gagnon, der aus Rom gekommen war, um die religiösen Einrichtungen der Priesterbruderschaft St. Pius X. und der befreundeten Gemeinschaften im Auftrag Roms zu visitieren. Es war eine Zeit der Offenheit.

 

Im Laufe des Sommers 1987 hatte Erzbischof Lefebvre ganz klare Meinungsverschiedenheiten mit Kardinal Ratzinger über die Religionsfreiheit, und ein Jahr zuvor hatte er sich über den Skandal von Assisi äußerst beunruhigt gezeigt. Trotz alledem war der Besuch des Kardinals Gagnon ein Grund zur Freude, denn er zeigte auf sehr öffentliche Weise den Wunsch, die sichtbare Verbindung mit der kirchlichen Hierarchie aufrechtzuerhalten, selbst wenn diese sich aus Mitgliedern zusammensetzte, die häufig durch die neuen Normen der nachkonziliaren Periode irregeleitet waren.



An diesem Festtag der Unbefleckten Empfängnis forderte auf der anderen Seite des Atlantik Pater Richard Williamson, Regens des amerikanischen Seminars in Ridgefield, seine Seminaristen zum inbrünstigen Gebet auf, damit der Priesterbruderschaft jene kanonische Regularität wieder zugestanden würde, die ihr ungerechterweise entzogen worden war: "Laßt uns für die Priesterbruderschaft beten. Laßt uns insbesondere für Kardinal Gagnon beten, der heute wieder ins das Seminar der Priesterbruderschaft in der Schweiz zurückgekehrt ist. Er hat seine einmonatige Visitation der Niederlassungen der Priesterbruderschaft in der Schweiz, in Frankreich und Deutschland beendet. Laßt und beten daß er, wenn er seinen Bericht über die Priesterbruderschaft zur Unterrichtung des Heiligen Vaters zusammenstellt, daß er dann die Wahrheit in einer solchen  Weise darstellt, daß er die Billigung des Papstes erlangt. Laßt uns für den Papst beten, daß er das tut, was er klarerweise tun sollte: der Priesterbruderschaft einen juristischen Status verleiht, den sie vollkommen verdient und absolut braucht zum Besten der gesamten Kirche, ganz zu schweigen von der Priesterbruderschaft selbst."



["Let's pray for the Society. Let's pray in particular for Cardinal Gagnon who today is back in the Society seminary in Switzerland,. (He) has terminated his one month visit of Society houses in Switzerland, France, and Germany. Let us pray that he, when he composes his report upon the Society for the Holy Father's study, that he present the truth in such a way that it wins the Pope's approval. Let us pray for the Pope that he may do what he quite clearly should do: to give juridical standing and status to the Society which wholly deserves it and absolutely needs it for the good of the universal Church, let alone the Society."]

In diesen wenigen Zeilen ist nichts zu finden von jenen falschen Vorstellungen, die in der Folgezeit entwickelt worden sind und nach denen die römischen Autoritäten der katholischen Kirche völlig fremd seien, daß die Priesterbruderschaft jede Verbindung mit dem Heiligen Stuhl abbrechen müsse oder auch daß sie sich ein für alle Mal von deren Repräsentanten fernhalten sollte. Ganz im Gegenteil, die gesamten letzten Jahrzehnte hindurch, die Erzbischof Lefebvre hier auf Erden lebte, war er von dem zweifachen Wunsch beseelt, die zweitausendjährige Tradition der Kirche zu bewahren, indem er um das Recht nachsuchte, eben dieses Experiment ungehindert machen zu dürfen. Seinen Nachfolgern an der Spitze des von ihm gegründeten Werkes hat er die Aufgabe anvertraut, diejenigen Hindernisse aufzudecken, welche das Experiment der Tradition ermöglichen oder nicht ermöglichen.

 

Quelle: http://credidimus-caritati.blogspot.de

Bild: Kardinal Gagnon (+2007) mit Seminaristen im französischen Priesterseminar Flavigny 1987.